Scena III.

[340] ACRATES.

Wie bschicht mir armen nun so wee

ich hab uff erd kein trost nit mee

Der mich erquicke mit eim wort

O ach und wee mir immer mort

Wie bin ich nun so gar unwärdt

O frommer vatter in der ärd

Wie hast du mir so warlich gseit

vom strick / den du mir hast bereit

Den wil ich sůchen zů der stund

die Prophecy uß dinem mund

Die ist an mir erfült yetz gar

O Todt kumm ylends zů mir har

Löß uff min Seel ee ich verdärb

das ich hie nit so ellend stärb

Ich / der so vil groß gůt hab ghan

gespyßt und tränckt ouch yederman[340]

Pfy dich du arge böse wält

wie hast du mir so schandtlich gfält

Ich wil gen sůchen schnäll den strick

damit sich ende min unglück.


Pousando.


Ach worum solt ich bgan die sünd?

ich fund villicht ein gůten fründ

Der mir sbest thäte umb die spyß

O Glück uff dstraß mich wider wyß.

SATAN.

Uff kein straß wirdt dich niemand wysen

henckst du dich selbs ich wil dich prysen

Es ist dir fyend yederman

kein trost von niemand wurdist han

Du bist der maß veracht uff erden

dir wurd gar sur din läben werden

Du bist unwerd und gar veracht

den schnellen todt aber betracht

Der dir abnimpt din trurigkeit

bist fry der armůt gfar und leid

Drum yl zum strick wirt dir ein eer

du hast kein fröud uff erden meer

Du hast Gots zorn gereitzt dermassen

deß hatt er dich eewig verlassen

Was nützt din läben dann in dir?

drumb hörst Acrate / volg schnäll mir.

ACRATES.

Was ists wann ich lang umbher gan

so mag ich doch kein trost empfan

Drumb mir der strick wirdt angnäm syn

so mir hat grüst der vatter min.


Pousando.


Wo mag nun syn diß gwelb und gmach

sich dort hangt er under dem tach

O leidigs seil / der bösen stunden

ach hett ich dnot nun überwunden.[341]

SATAN.

Der tod wirdt dir kein über last

went din läben dargägen hast

Er wirdt dir ring drumb wags nun gschwind

in sölchem todt vil gstorben sind

Die yetz all sind der armůt quit

drumb gang schnäll hin / wags / förcht dir nit.

ACRATES als er verzwyflet.

Y wält damit ich komm von dir

so wil ich schnäll nän släben mir

Damit ich lyd sölch not nit lang

gäb wies minr armen seelen gang.


Als er den strick an halß leidt fält der stein mit dem gält herab.


Quelle:
Jos Murer: Sämtliche Dramen. Berlin und New York 1974, S. 340-342.
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