Das baner der freiheit.

[191] Nvn kum ich auch, das drit zůsagen,

Das sie vnß meinen vor zůtragen:

Cristlicher freiheit sie das nennen,

Das wir vil baß dan sie erkennen.

Sie klagen sich mit grosen meren,

Als ob sie hart gefangen weren;

Sie wolten gern in freiheit reiffen,

Wider oberkeiten spreissen

Vnd selber handlen irs gefallen.

Das selb gefiel den narren allen,[191]

Das in kein boßheit würd vergolten

Vnd theten alles, das sie wolten.

Ließ man den kinden iren willen,

Man künt sie bald von weinen stillen.

Sie werffen hin alle menschen gebot

Vnd hon kein obern me dan got.

On got wöln sie kein herren hon,

Dan sie in solcher hoffnung ston,

Er würd sie alles machen lon

Vnd in weren nit ein meit

Vff erden hie in diser zeit.

Es ist vor me verstanden worden,

Wie dise freiheit bringt ein orden.

Wan der ochs verwürfft das ioch

Vnd das roß sein kumat noch,

Vnd der buer laufft von dem pflůg,

So geschehe dem ackern nit gnůg.

Ia wan ir in der freiheit weren,

Die ir so felschlich ietz begeren,

So dunckt mich ie, es wer nit gůt,

Vnd watten lengest in dem blůt,

Doch seht euch für vnd treffens zil!

Ich glaub, das got nit leiden wil.

Quelle:
Thomas Murner: Von dem großen lutherischen Narren, in: Thomas Murners Deutsche Schriften mit den Holzschnitten der Erstdrucke, Band 9, Straßburg 1918, S. 191-192.
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