Das troßfenlin.

[184] Wes liegen niemans kan verston,

Der můß zů disem fenlin gon.


Ich sihe wol, das sein eerliche sachen,

Das wir ein solchen bunt hie machen,

Mit cristlicher freiheit gangen vmb

Vnd dem heiligen ewangelium.

Das droß fenlin laß ich fliegen,

Das niemans darff darunder liegen.

Das selb ich euch die warheit nen,

Dan ich den luther also ken,

Das er in aller cristenheit

Kein lügin schreibt noch iemans seit,

Vnd alle, die da lutherisch sindt,

Den lügen sein von hertzen findt.

Doch ist die sach nit also schon,

Wan on geferd an dem für gon –

On mein willen, on mein wissen,

So ich nit für mich sehe geflissen –

Vnß etwa zwölff seck oder zehen

Von lügen füllen, die wir lehen[184]

Von vnsern nachburen, vnsern fründen,

Vnd iemans die würd bei vnß finden.

Das sol für vbel niemans hon;

Wie künnen wir on lügen ston?

Wir liegen vß der heiligen geschrifft

Vnd künnen zilen, das man trifft,

Vnd sich des niemans hie kan widern,

Vnd künnen vnsere lügen fidern,[185]

Schleiffen, gletten vnd ballieren,

Die grösten lügen wol glosieren,

Das niemans solichs mercken kan,

Darumb wir al zeit war wöln han.

Quelle:
Thomas Murner: Von dem großen lutherischen Narren, in: Thomas Murners Deutsche Schriften mit den Holzschnitten der Erstdrucke, Band 9, Straßburg 1918, S. 184-186.
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