Drey und dreyßigstes Kapitel.

Freundschaft und Unvorsichtigkeit.

[333] Du weißt, fieng Konrad an, du weißt, wie ich mich an den Grenzen von Deutschland von dir trennte; du wolltest nicht mit mir fliehen; meine Gegenwart konnte dir weiter nichts nützen, und ich wußte andere Gegenden, wo ich zu deinem Besten thätig seyn kannte.

Ida, deine Ida lag mir im Sinne. – Er wird zu seinem Oheim kommen, sagte ich zu mir selbst, seine Unschuld wird offenbar, sein Glück gesichert werden, und es wird ihm nichts mehr fehlen, als der Besitz seines Mädchens; traurige Beschäftigung, wenn er sie denn erst suchen, vielleicht lang vergeblich suchen muß!

Hui Konrad! – Hier eine Gelegenheit, den ehrlichen Herrmann für seine Treue zu lohnen! – Hin nach den Gegenden, wo Ida lebt? – Welch ein Triumph für dich, ihm seine Braut in die Arme zu führen, ehe er sich ihre Erscheinung als möglich denken kann!

Ida lebte in einem ungarischen Kloster, so viel wußte ich, um meinem Wege einige Richtung zu geben; ich hielt mich nur so lang in Prag auf, als ich nöthig hatte, einige vorläufige Erkundigungen einzuziehen. – Ich erfuhr nichts weiter, als[333] daß der Erzbischoff sie aus Verdacht der Ketzerey vielleicht auch aus Wohlgefallen an ihren schönen Augen auf die Seite geschaft habe. – Die Gerüchte, welche vom heiligen Subinko gingen, waren mancherley, Gott weiß, ob sie täuschten!

Subinko war vom König Wenzeln auf Sophiens Veranlassen seines Ansehens in Böhmen beraubt, er lebte gegenwärtig in Ungarn an König Siegmunds Hof; Veranlassung genug für mich, dahin zu eilen und meine Nachforschungen fortzusetzen.

Ich ward ohne Schwierigkeit in königliche Dienste genommen, mir war es nicht so viel um diese Ehre, als um Zutritt im Hause des Erzbischofs zu thun, und ich fand denselben eben so leicht, als ich das erste gefunden hatte. – Ich machte Bekanntschaft mit seinen Leuten, zechte mit ihnen, und erzählte ihnen von meinen Ritterzügen. Du weißt, wie die Reisigen der Bischöffe, die wenig von eignen Thaten wissen, sich so gern an der Anhörung fremder Abentheuer laben.

Mein Anschlag glückte, die Männer wurden treuherzig. – Sie waren unzufrieden mit ihrem Herrn, und ich erfuhr in kurzer Zeit mehr von seinen Angelegenheiten als ich wissen mochte. – Alle meine Gedanken blieben bey der Gräfinn von Würtemberg stehen, deren Aufenthalt ich durch schlaue Fragen schnell erfuhr, und von deren Schicksal die[334] Männer nichts weiter zu sagen wußten, als daß der Erzbischoff nach einem Besuch in einem benachbarten Kloster von Sankt Annen, sehr erzürnt auf sie geschienen habe, und gegen seinen Kammerdiener geschworen habe, er wolle sie nicht ehr wieder sehen, bis sie den Schleyer trüge. –

Seit diesem Schwur war fast ein Jahr vergangen, ich wußte, daß Ida nach Sankt Annen gebracht worden war, daß sie daselbst die Probezeit hielt, und es ward mir klar, daß ich keinen Augenblick zu versäumen hatte, wenn ich sie retten wollte.

Ich hatte unter den Knechten des Bischofs einen besondern Freund, einen Mann, bey dem sich durch Geld und Versprechungen alles ausrichten ließ. – Rudger konnte der Neigung einer Hand voll goldner Schilde nicht widerstehen, er gab mir den Handschlag, mich nach Sankt Annen zu führen, und daselbst alles auszurichten, was ich von ihm verlangen würde.

Wir reisten ab; wir kamen an. Ich trat mit einem Anschlag zu Idas Entführung hervor. Mir war bange, ihn möchte vor dem Raube einer Nonne grauen, aber ich fand daß ihm Dinge von dieser Art schon geläufig waren! er hatte in seinen jüngern Jahren ein ähnliches Abentheuer bestanden, und rühmte sich, selbst in dem Kloster zu Sankt Annen, in vorigen Zeiten ein Verständniß[335] mit einer Layenschwester gehabt zu haben, welches sich zwar nicht bis auf die Entführung ausgedehnt habe, aber das mit mehrerer Gefahr, als ein einiger kühner Streich haben konnte, ein ganzes Jahr lang fortgesetzt worden war.

An der Kirchhofmauer dieses Klosters, sagte er, steht ein uralter Baum, der mit seinen Aesten einige Lücken bedeckt, durch welche man mit einiger Wagniß füglich auf- und absteigen kann; finde ich diese noch, so ist unser Anschlag so gut als ausgeführt. Ich will hin, um die Sache zu erforschen, will zugleich geheime Erkundigung einziehen, wie sonst der gegenwärtige Zustand des Klosters ist, und welches die Lieblingswege, welches der eigentliche Aufenthalt eurer Nonne ist. Auch in Klöstern fehlt es nicht an Personen, mit denen es sich handeln läßt, die geschwätzigen Pförtnerinnen, die Einkauferinnen, die Besucherinnen, sind nie unempfindlich gegen die Reize einer kleinen Erkenntlichkeit.

Rudger kam zurück und brachte mir gute Nachricht. – Die Lücken in der Mauer waren zum Trost bedrängter Nonnen, noch die nemlichen, wie vor zehen Jahren. Ida hielt sich meistens im Krankenzimmer auf, dessen Fenster auf den Kirchhof gingen, auch pflegte sie zu Zeiten kleine nächtliche Spatziergänge unter die Gräber zu machen,[336] bey welchen sie leicht davon zu bringen seyn müßte.

Meinen einigen Zweifel, daß ich die Nonne nicht kannte, die ich zu entführen dachte, hob mein treuer Gefährte durch die Versicherung, daß ihm die Gräfinn nicht unbekannt sey. Ich selbst, sagte er, war unter denen, die sie nach Sankt Annen brachte. – Ihr schlanker majestätischer Wuchs muß sie gleich verrathen, und entreißen wir ihr den Schleyer, so macht uns das himmlische Gesicht, vielleicht das einige in seiner Art, unserer Sache vollends gewiß.

Herrmann seufzte bey diesen Worten; wer konnte Idas Reize nur einmal gesehen haben, und ihrer ohne Bewegung gedenken hören!

Konrad fuhr fort: – Rudger führte mich des nächsten Abends zur Probe auf den Klosterkirchhof. Das Einsteigen war leicht, seine Vorschläge waren gut, aber ich stellte mich mit Willen zweifelhaft und verzagt, um seinen Muth anzufeuern. – Er selbst war jetzt der, welcher mich zuredete, und mir die Sache leicht machte; er versicherte, daß wir eilen müssen, weil der Erzbischof in Ausführung seiner Anschläge schnell zu Werke gieng, und Idas Einkleidung wahrscheinlich nicht lang verschoben bleiben möchte – Er machte mir Hoffnung, unsere Dame vielleicht auf[337] einen bevorstehenden Festtag, wo die Nonnen dieses Klosters mehrere Freyheit hatten, davon zu bringen, aber ich blieb auf dem Vorschlage, wir müßten sie selbst mit in unsern Anschlag zu ziehen, und uns ihn dadurch zu erleichtern suchen.

Wie bald sind an jenen Fenstern einige Stäbe zerfeilt, sagte ich zu ihm, wir steigen zu ihr ein, sagen ihr unsere Absicht, führen sie entweder gleich davon, oder treffen aufs wenigste mit ihr Abrede.

Rudger hatte seine Einwendungen, wir kehrten noch einmal zurück, um uns die Gelegenheit abzusehen, und schnell flog etwas im weißen glänzenden Gewand bey uns vorbey und verlor sich in einer geöfneten Thür, die wir nicht wahrgenommen hatten, und die jetzt hinter der Fliehenden mit Geräusch zugeschlagen wurde.

Was war das? sagte ich voll Erstaunen zu meinem Gefährten. Ich will sterben, rief er, wenn sie es nicht selbst war! Ihr schlanker Wuchs, ihre leichte Bewegung! – die Nonnen dieses Klosters haben den muntern Schritt längst verlernt, niemand darf hier hüpfen oder laufen, als etwa eine Novize, und die Gräfinn ist hier die einige.

O wir Thoren, schrie ich, daß wir so unser Glück versäumen konnten! welcher Zufall wird es uns wieder so wie heute in die Hände spielen?[338]

Kommt, kommt, erwiederte er, wir dürfen nicht verzagen, morgen ist auch ein Tag, an welchem sich etwas ausrichten läßt! –

Wir verliessen den Kirchhof, um ihn in der nächsten Nacht von neuem zu besuchen. Wir fanden die Mauer hinter dem freundschaftlichen Baume zu unserm Entsetzen gewaltig erhöht, man mußte unsern Anschlag ausgekundschaftet haben und ihn zu verhindern suchen. Wir forschten weiter. Die bekannten Lücken, der eigentliche Ort unsers Aus und Einsteigens waren noch die nehmlichen, man hatte sie nicht wahrgenommen, oder ihrer mit Willen geschont.

Wir wagten uns mit kühnem Muthe hinein, unser Anschlag mußte jetzt gerathen oder verderben. Wir erstiegen die Fenster des Krankenzimmers; zwar vermißten wir in demselben unsern Leitstern, die glimmende Lampe, aber sie konnte verloschen seyn, die Dunkelheit konnte uns vielleicht unsern Anschlag erleichtern.

Wir zerbrachen die eisernen Stäbe, wir stiegen ein, aber – welch Entsetzen! – Alles war öde, weder Kranke noch Wärterinn ließ sich finden, und die Thür nach dem Kloster war mit tausend Schlössern versperrt.

Traurig nahmen wir den Rückweg; es war offenbar, daß man darauf sann unsere Anschläge zu vereiteln! – – –[339]

Noch einen kühnen Streich wagten wir am Tage der heiligen Nikola, wo, wie mich Rudger versicherte, die Nonnen dieses Klosters mehrerer Freyheit genossen, wo es wahrscheinlich war, Ida leichter zu finden, sie sicherer davon zu bringen.

Wir lauerten fast den ganzen Tag im Verborgnen, wir sahen viele Truppe Nonnen, die uns wenig interessirten, aber spät am Abende erblickten wir eine einsam Wandelnde, deren schlanke Gestalt uns bewegte, ihr den Namen Ida zu geben. Wit eilten auf sie zu, und brachten sie davon, ohne daß sie sich weigerte oder ein Geschrey machte; schon hatten mir sie auf der Hälfte der Leiter, als ihr zum Glück der Schleyer entfiel, und uns ein Gesicht zeigte, welches so ganz von Idas blendenden Reizen, die mir Rudger beschrieben hatte, entblößt war, daß nicht viel fehlte, wir selbst hätten uns durch ein schreckenvolles Geschrey verrathen.

Wir liessen unsern Raub fahren, fluchten unserm Schicksal, und entfernten uns mit Eil, aber nicht um unsere Anschläge aufzugeben, sondern sie immer kühner und verzweifelter auszudenken. Das Glück führte mir zur selbigen Zeit einen Menschen zu, der mir meine Unternehmungen merklich erleichtern konnte, meinen alten treuen Walter, der jetzt seiner geheimen Verbindungen entnommen, sich öffentlich meinen Diener nennen,[340] mir rathen und dienen konnte, wie er wollte. Er kannte Ida, wünschte sie gerettet zu sehen, und war er gleich nicht geschickt Anschläge zu ersinnen, nannte er gleich die meinigen oftmals tollkühn, so war er doch immer bereit meinen Planen fortzuhelfen.

Es würde zu weitläuftig seyn, sie euch alle zu nennen, nur des letzten will ich gedenken, weil ich besorge, er diente dazu das Schicksal der Gräfinn zu verschlimmern, und ihm diejenige Wendung zu geben, welche jetzt fast ihre Rettung unmöglich macht.

Konrad! schrie Herrmann bey diesen Worten, indem er seinen Freund wüthend bey der Brust faßte und ihn fürchterlich schüttelte, bist du rasend? du willst mir dienen und machst mich durch deine Unvorsichtigkeit nur noch elender? Sprich, wo ist Ida, und laß uns keinen Augenblick säumen, ihr zu Hülfe zu eilen!

Es kostete Konraden Mühe seinen aufgebrachten Freund zu besänftigen, und ihn endlich dahin zu bringen, das Ende seiner Geschichte vollends zu hören.

Um dir die Sache kurz zu melden, fieng Konrad von neuem an; ich kam auf den Einfall, das Kloster in Brand zu stecken, und deine Ida auf diese Art davon zu bringen![341]

Rasend! Rasend! schrie Herrmann mit zusammengeschlagenen Händen.

Rudger und Walter, meine Gefährten, fuhr jener fort, hatten mehr Ueberlegung als ich, der Anschlag ward gemildert, geändert, umgeschmolzen, und endlich beschlossen wir, in einem Hofe des Klosters, in welchen wir durch den Kirchhof kommen konnten, von Stroh und Stoppeln ein leichtes bald zu löschendes Feuer anzuzünden, welches unter den Nonnen allen Auflauf anrichten konnte, den wirkliche Gefahr nach sich zieht, ohne darum schlimme Folgen zu haben.

Wir führten aus, was wir uns vorgenommen hatten. Die Flamme loderte fürchterlich himmel an. Rudger rief mit dumpfer Stimme Feuer, alle Nonnen wurden wach, alle Zellen öfneten sich, es gelang uns im Gedränge abermals eine von den Jungfern davon zu bringen, die wir in der Dämmerung für Ida hielten. Walter löschte indessen das Feuer, und schlich uns durch unsern gewöhnlichen Ausweg nach; wir entschleyerten unsere ohnmächtige Nonne, sahen uns zum zweytenmal getäuscht, ließen unsern Raub an der Kirchhofmauer liegen und entflohen.

Dieser Streich war zu kühn, er mußte Folgen nach sich ziehen. Klosterfrauen durch angelegtes Feuer zu schrecken, eine aus ihrem Mittel entführen, und sie dann verächtlich liegen lassen, das[342] waren der Beleidigungen zu viel. Die ganze Gegend ertönte vom Geschrey wider die Kirchenräuber. Der Pöbel würde uns zerrissen haben, wenn man Verdacht auf uns hätte fassen können. Alle fernere Versuche wurden vereitelt; das Kloster ward mit Gewaffneten besetzt, und das Gerücht breitete sich aus; die Nonnen zu Sankt Annen wüßten wohl, auf welche aus ihrem Mittel alle diese Anschläge gingen, und sie wollten die Unglücksstifterinn aus ihren Mauren stoßen, und in ein Kloster liefern, welches unbekannt und weit entfernt genug seyn sollte, um ihre Entführung unmöglich zu machen.

Ists möglich, dir die Verzweiflung zu schildern, die mich bey diesen Aussichten befiel? Sie war derjenigen nicht ungleich, die ich jetzt in deinen Augen lese!

Herrmann war außer sich, er vermochte wirklich kein Wort hervorzubringen, und Konrad konnte seine Geschichte ungestört endigen.

Zum Glück, fuhr er fort, kundschaftete Rudger aus, daß Herzog Albrecht von Oesterreich sich in dem benachbarten Kloster zu Sankt Nikola befände, wohin er seine Braut geführt habe. Ich kannte Albrechten aus deiner Geschichte als deinen und Idas thätigen Freund. Ich eilte zu ihm, erzählte ihm alles und forderte ihn zu Rath und Hülfe auf![343]

Er hatte schon mächtige aber bis jetzt noch vergebliche Schritte zu Idas Hülfe gethan. Meine Erzählung machte ihn noch aufmersamer, machte die Gefahr dringender in seinen Augen, und er traf eilig Anstalt, so wohl Idas wahren Zustand auszuforschen, als schleunige Verfügungen zu ihrem Besten zu treffen. Es war gewiß, daß Ida doch nicht aus Sankt Annen hinweg geschaft war, und Herzog Albrecht schickte mich mit einem nachdrücklichem Brief an den Erzbischof, von welchem er behauptete, er müsse durchdringen, wenn nicht Subinko alles, was ihm lieb sey, in die Schanze schlagen wollte. – Diesen Brief zu überbringen, ward ich hierher gesandt, wie konnte man einen treuern und eiligern Boten finden als mich!

Und sage! sage was richtetest du aus? unterbrach ihn Herrmann mit einem Tone, der die Verzweiflung ausdrückte, in welcher er sich befand.

Die Antwort, die ich erhielt, war sehr sonderbar, erwiederte Konrad mit Achselzucken, der künftige Morgen wird erklären, was wir davon zu denken haben. – Ich fand in dem Erzbischöflichen Pallast alles voll Bestürzung: nur der Name des Herzogs von Oestreich verschaffte meinem Briefe Aufnahme. Man versicherte, der Erzbischof sey sehr krank, befinde sich nicht in dem Zustande, Briefe zu lesen oder zu beantworten. –[344] Ich wich nicht von der Stelle. – Endlich erschien der Großalmosenier des heiligen Mannes, und versicherte, der Erzbischof befände sich in der That sehr schlecht, aber demohngeachtet sollte ich morgen mit dem frühsten Antwort auf das Begehren des Herzogs haben. – Ich mußte denn den Pallast verlassen, um zu dir zu eilen. Man versicherte mich beym Weggehen im Vertrauen, der Erzbischof liege in den letzten Zügen, werde den Morgen nicht erleben, und ich kann nicht glauben, daß durch diesen Umstand unsere Sache verbessert werde. – Und warum nicht? schrie Herrmann. Ist Idas Verfolger tod, wer will ihre Rettung hindern?

Kennst du Subinkos Nachfolger? – Die Neulinge pflegen die Rechte der Kirche mit mehrerer Hartnäckigkeit zu verfechten, als die Ausgedienten! –

Aber wir werden dann keine Privatabsichten auf Ida zu bestreiten haben! – und sollte, wie man immer vermuthete, der geitzige Albikus, Subinkos Stelle ersetzen, er, dem alles käuflich ist! – O Konrad, ich hoffe, ich hoffe! Sieh'! du wolltest mich tödten mit deiner Nachricht, und Leben und Freude hast du mir durch sie ins Herz gegossen!

So brachten die beiden Freunde eine schlaflose Nacht voll Zweifel, Hoffnungen und Entwürfe[345] zu; sie bauten das Letztere auf einen Erfolg, auf den sonst kein Gutdenkender sein Glück zu bauen pflegt. – Doch der Tod des Erzbischofs war ein Glück für manche Bedrängte, und Idas Freunde waren zu entschuldigen. – Auch fügte das Schicksal ihren Wünschen.

Der Morgen brachte die Post von Subinkos Absterben, und das Gerücht von Albinkus wahrscheinlicher Erhöhung! – Der neue Erzbischof lebte zu Prag, Herrmanns Entschluß war gefaßt. – Eile, sagte er zu Konrad, eile nach dem Orte, der meine Ida einschließt, wache, daß sie mir nicht gänzlich entrückt, vielleicht an Orte geführt werde, wo ich sie in Jahren nicht zu finden wüßte. Ich fliege nach Prag, zu dem, welchem alles käuflich ist, von ihm Idas Befreyung mit allem was er fordert, mit meinem gegenwärtigen Vermögen und künftigen Hoffnungen zu erhandeln. Der Graf von Würtemberg ist, wie ich höre, an König Wenzels Hofe angelangt, er wird, er muß meinen Wünschen an die Seite treten. – Und erlange ich, was ich suche, dann auf Flügeln des Sturmwinds hin zu ihr! Ihren Vater, Herzog Albrechten, dich, alle alle die mir und ihr lieb sind, fordere ich auf, sie im Triumph aus ihrem Kerker zu führen! – Herrmann war außer sich, seine Entschlüsse waren Feuer und Flamme, die Ausführung das nehmliche![346]

Quelle:
Benedikte Naubert: Herrmann von Unna. Theile 1–2, Teil 2, Leipzig 1788, S. 333-347.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Herrmann von Unna
Herrmann von Unna: Eine Geschichte aus den Zeiten der Vehmgerichte. Band 1 bis 3 in einer Transkription von Sylvia Kolbe

Buchempfehlung

Raabe, Wilhelm

Der Hungerpastor

Der Hungerpastor

In der Nachfolge Jean Pauls schreibt Wilhelm Raabe 1862 seinen bildungskritisch moralisierenden Roman »Der Hungerpastor«. »Vom Hunger will ich in diesem schönen Buche handeln, von dem, was er bedeutet, was er will und was er vermag.«

340 Seiten, 14.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon