6.


Besonderes Unglück des Themison.

[9] Themison, ein sehr berühmter Arzt seiner Zeit, hatte das Unglück, daß er in seinem Berufsgeschäfte von einem tollen Hund gebissen wurde. Er wurde wieder hergestellt, und beschloß, seine überstandene Krankheit zu beschreiben. So oft er aber mit Anstrengung darüber nachdachte, bekam er allemal von neuem einen Anfall von der Hundswuth, so daß er nach vielen vergeblichen Versuchen sein Vorhaben ganz aufgeben mußte.


Wenn man überdies bedenkt, was Juvenal1 sprichwörtlich sagt:


Promtius expediam, quot amaverit Hippia moechos,

Quot Themison aegros autumno occiderit uno,

Quot Basilus socios, quot circumscripserit Hirrus

Pupillos –


(Ich kann leichter bestimmen, wieviel Buhler Hippia liebte, wieviel Kranke Themison in einem Herbst tödtete, wieviel Freunde Basilus, wieviel Waisen Hirrus betrog –)


so leidet seine Celebrität sowohl, als sein Unglück, keinen Zweifel.[10]

Fußnoten

1 Sat. X, v. 220.


Quelle:
[Nebel, Ernst Ludwig Wilhelm:] Medicinisches Vademecum für lustige Aerzte und lustige Kranken [...] Theil 1–4, Frankfurt, Leipzig 1795 (Bd. 1), 1796 (Bd. 2); Berlin, Leipzig 1797 (Bd. 3); Berlin, Leipzig 1798 (Bd. 4).
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