71.

[164] Der verstorbene Feldprobst Decker stand bekanntlich bey Friedrich II. in besondern Gnaden, und durfte sich manche Freyheit herausnehmen. Einst sah ihn der König gedankenvoll und in sich gekehrt einhergehen. Er ritt auf ihn zu. Woher des Landes? – Von einem Kranken, Ew. Majestät. – O besuch er doch einmal meine Stute. Sie ist sehr krank. – Sehr gern. – Der Probst gieng sogleich in den Stall, erkundigte sich nach dem Leibpferde des Königs, fragte, was ihm fehle, und gab dem Stallmeister einen Rath wegen des Thiers. Darauf meldete er sich bey dem Zahlmeister des Königs, und übergab folgende Note:


Hundert Thaler hat Endesunterzeichneter Dato für einen Besuch bey der kranken Stute Seiner Majestät, und für einen bey dieser Gelegenheit ertheilten guten Rath aus der königlichen Kasse richtig erhalten, worüber u.s.w.

Decker, Feldprobst.


Der Zahlmeister stutzte, und meldete sich mit der Quittung beym Könige. Diesmal mags seyn, sagte der König lächelnd; bezahlt ihm das[165] Geld, aber er soll mir nicht noch einmal so kommen.

Quelle:
[Nebel, Ernst Ludwig Wilhelm:] Medicinisches Vademecum für lustige Aerzte und lustige Kranken [...] Theil 1–4, Frankfurt, Leipzig 1795 (Bd. 1), 1796 (Bd. 2); Berlin, Leipzig 1797 (Bd. 3); Berlin, Leipzig 1798 (Bd. 4), S. 164-166.
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