Eilfter Auftritt

[283] Vorige ohne Constantia.


MARQUIS. Mein Herr, was sollen diese Galanterien? Ich sage Ihnen geradezu, ich verbitte mir das; Madame Constanze ist meine Braut, und wehe Ihnen, wenn Sie es wagen –

TITUS. Was? Sie drohen mir? –

MARQUIS. Ja, mein Herr, ich warne Sie wenigstens, vergessen Sie ja nicht, daß Ihr Schicksal am Haare hängt, und –

TITUS. Und daß Sie so undankbar sein könnten, das Perucken-Verhältnis zu verraten.

MARQUIS. Und daß ich so klug sein könnte, mich auf diese Weise eines Nebenbuhlers zu entledigen.

TITUS. Was? So spricht der Mann? Der Mann zu dem Mann, ohne dem dieser Mann ein Mann des Todes wäre? ohne welchen Mann diesen Mann jetzt die Karpfen fresseten?[283]

MARQUIS. Ich bin Ihnen zu großem Dank, aber keinesweges zur Abtretung meiner Braut verpflichtet.

TITUS. Wer sagt denn, daß sie abgetreten werden soll? Ich buhle ja nicht um die Liebe, nur um die Protektion der Kammerfrau.

MARQUIS. Ah, jetzt sprechen Sie vernünftig! Auf diese Weise können Sie auf meine Dankbarkeit und vor allem auf Bewahrung des Haargeheimnisses zählen; hüten Sie sich aber, mir Anlaß zum Mißvergnügen zu geben, denn sonst – Drohend. denken Sie nur, Ihr Kopf ist in meiner Gewalt. Geht zur Seite rechts ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 283-284.
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