Zehnter Auftritt

[306] Flora, dann Georg.


FLORA sehr ärgerlich. Ewig schad', daß's schon Abend is; jetzt hat der Wachter schon sein'n Rausch, sonst ließ' ich ihn einsperren, den impertinenten Ding, der sollt' denken an mich.[306]

GEORG aus dem Vordergrund links auftretend. Was is denn, Frau Gärtnerin, warum denn so im Zorn?

FLORA. Ach, weg'n dem herg'loff'nen Filou.

GEORG. Pst! Halt! Ehre dem Ehre gebührt, ich hab' ihn früher auch einen Vagabunden g'heißen, aber er hat einen steinreichen Herrn Onkel, der is ankommen, nimmt sich an um ihn, kauft ihm in der Stadt die erste Offizin, denn er is ein studierter Balbierer, dann schenkt er ihm viele tausend und tausend Gulden.

FLORA äußerst erstaunt und betroffen. Hör'n Sie auf! –

GEORG. Wie ich Ihnen sag'; – ich hab' ihn grad aufs Schloß b'stell'n müssen, den Mussi Titus, er därf noch nix wissen, aber »Herr von« hab' ich doch zu ihm g'sagt, denn Ehre dem Ehre gebührt. Geht hinter dem Schlosse ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 306-307.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Talisman
Der Talisman: Posse mit Gesang in drei Acten (Komedia)
Der Talisman
Johann Nestroy 'Der Talisman'
Königs Erläuterungen und Materialien, Bd.412, Der Talisman
Der Talisman