Siebenter Auftritt

[25] Vorige. Hannerl. Sepherl. Dann mehrere Maurer, Zimmerleute, Marktweiber etc.


HANNERL. Ich komm' schon!


Öffnet die Tür.


SEPHERL. Gar keine Ruh' hat man!

ZWIRN. Kellnerin! bring Sie mir ein Spiegel und ein Kölnerwasser.

SEPHERL aufräumend. Vor drei Uhr kommt man in kein Bett, und um halber Sechse soll man schon wieder auf'n Füßen sein. Sie wischt das Numero aus.

LEIM. Unglückliche! was hast du getan?

SEPHERL erschrocken. Was sein denn das für Dummheiten?


Die Eintretenden haben Schnaps etc. verlangt, und setzen sich an die Tische.


LEIM. Schneider, da schau her, 's Numero hat sie ausg'wischt.

ZWIRN. Wär' nicht übel! – Zu Sepherl. Sie ist eine unüberlegte Person, ein von der Natur vernachlässigtes Geschöpf.[25]

LEIM. Weißt du das Numero noch?

ZWIRN. Freilich weiß ich's. Schreib auf das Numero. Es war 87tausend –

LEIM. Das war's nicht.

HANNERL Knieriem aufweckend. Aber hör' der Herr, schlaft man denn bis Mittag? Sieht Er denn nicht, daß schon wieder Gäst da sein?

KNIERIEM sich halb im Schlaf erhebend, lallt. Siebentausend – dreihundert – neunundfufzig.

LEIM schnell auf ihn losfahrend. Brüderl, was hast g'sagt?

KNIERIEM. Mir war im Traum, als wenn in einem ganzen Nebel von G'mischten – ist auf einmal erschienen – Nr. 7359.

LEIM. Nein, das geht nicht natürlich zu, alle drei den nämlichen Traum!

ZWIRN. Auf d' Letzt ist uns gar das Glück bestimmt.

LEIM. Wie können wir denn was g'winnen, wenn wir kein Los haben?

KNIERIEM. Wenn's Glück will, braucht man kein Los.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 25-26.
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