Fünfzehnter Auftritt


[401] Specht, Eulenspiegel, Heinrich, dann Lenchen.


EULENSPIEGEL kommt aus der Seitentüre links. Er is fort. Mussi Heinrich!

HEINRICH kommt aus dem Wandschrank. Wo ist der Müller hin?

EULENSPIEGEL. Er will da einen Besoffenen mit Wein kurieren oder, besser gesagt, homöopathisch behandeln. Auf den Tisch zeigend. Und da schau'n S' her, wir sein wahre Glückskinder, da is der Schlüssel, wo d' Lenerl eing'sperrt is. Nimmt den Schlüssel und öffnet eilig die Seitentüre rechts. Mamsell Lenerl!

LENCHEN kommt im Jägeranzuge, ganz wie Heinrich gekleidet, heraus. Da bin ich, was soll ich tun?

HEINRICH. Geliebtes Lenchen!

EULENSPIEGEL nimmt Heinrichs Hut und gibt ihn Lenchen. Den Hut nur recht tief aufg'setzt und 's G'sicht versteckt, so werd' ich Ihnen schon fortbringen. In der Nähe vom Schloß warten S' nachher auf uns.

LENCHEN. Ich unternehme alles, um nur aus diesem Haus zu kommen.

EULENSPIEGEL. Jetzt den da Auf Specht zeigend. den tun wir in die Kammer hinein. Rollt ihn auf dem Lehnstuhle bis zur Seitentüre rechts, wo Lenchen war. Mussi Heinrich, so helfen S' doch, zum Scharmieren is nachher Zeit. Er trägt mit Hilfe Heinrichs den schlafenden Specht in die Kammer.

LENCHEN. Ich zitt're an allen Gliedern.


[401] Eulenspiegel und Heinrich kommen mit Spechts Hut und Mantel heraus.


EULENSPIEGEL sperrt die Kammertüre zu. So! Das wäre in der Ordnung! Legt den Schlüssel auf den Tisch. Mussi Heinrich! So hören S' doch auf zum Schöntun alleweil! Schiebt mit Heinrichs Hilfe den Lehnstuhl wieder auf den vorigen Platz.

LENCHEN hat an der Mitteltüre gehorcht. Ich höre kommen.

EULENSPIEGEL zu Heinrich. Nehmen S' g'schwind den Mantel um und setzen S' den Hut auf. Gibt ihm Spechts Hut und Mantel.

HEINRICH tut, wie Eulenspiegel sagt. Um mich ist mir nicht bange; wenn nur Lenchen schon glücklich fort wäre.

EULENSPIEGEL. Jetzt setzen S' Ihnen da her und tun S', als ob S' schlafeten. Heinrich setzt sich in den Lehnstuhl. Zu Lenchen. Nur Kurasche! Lärmend. Hier hat der Herr nichts zu suchen, nur hinaus, sonst schlag' ich drein!


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 2, Wien 1962, S. 401-402.
Lizenz:
Kategorien: