Ein anders/ auff eben dieselbe bilder-säule

[130] B.N.


Der stoltze Ludewig zeigt hier/ wie er gekriegt/

Wie er die feinde bindt/ die er doch nie besiegt/

Wie er den frieden giebt/ den er doch schlüssen müssen/

Wie er die eintracht sucht/ die er doch stets zerrissen;

Wie er ein land verschenckt/ das ihm niemahls gebührt.

Das aber zeigt er nicht/ wie er die welt auffrührt:[130]

Wie er die kirche kränckt/ die er doch soll beschützen;

Wie er auff Pabst und Rom läst seinen donner blitzen:

Den allerbesten freund um cron und scepter bringt/

Auff katzen steuren legt/ sein volck zu betteln zwingt/

Und fremde reiche sucht/ die seines fast verschlingen:

Was muß den könig doch zu dieser thorheit bringen?

Ich glaub/ er läst uns hier/ weil nicht die that geschehn/

Und ihm die krafft gebricht/ nur seinen willen sehn.

Ach aber armer held/ verspare deinen willen!

Man läst sich heute nicht mit leeren wollen füllen.

Dein leben ist uns schon so gut als dir bekandt:

Drum meide nur den schein und allen falschen tand;

Die nachwelt möchte sonst/ wenn sie dein lob wird lesen/

Gedencken/ dieses bild sey Leopold gewesen.

Quelle:
Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte erster Teil, Tübingen 1961, S. 130-131.
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