24. Am Grünen Donnerstage

[219] 1. Chorinth. 2.


Auff den 46. Psalm

Zu Gott wir unser Zuflucht haben.


Vom Herren hab' ich es bekommen,

Was ihr von mir habt angenommen,

Dann Jesus in derselben Nacht,

Eh er gefangen ward gebracht,

Das Brod mit Dancken hat gebrochen

Und seine Jünger angesprochen:

Diß ist mein Leib; nemt hin und eßt,

Darmit ihr meiner nicht vergeßt.


Den Kelch nam er hernach ingleichen,

Ihn auff das Abendmal zu reichen,

Sprach: Dieser ist in meinem Blut

Das neue Testament; diß thut,

Mich, wann ihr trinckt, nicht zu vergessen.

Ihr solt, so offt ihr diß Brod essen

Und trincken werdet diesen Wein,

Deß Herren Todtes indenck seyn.


So sehet euch nun für und wisset,

Daß wer nicht würdig trinckt und isset,

Der schertzt deß Herren Leib und Blut.

Drumb schau' ein jeder, was er thut;

Dann welcher nur auß böser Weise

Nimbt diesen werthen Tranck und Speise,

Der trinckt und isst für Wein und Brod

Ihm selber das Gericht' und Todt.


Drumb müsst ihr Theiles Kranckheit haben

Und Theiles ligt ihr auch begraben,

Müsst vor der Zeit hierumb darvon;

Jedennoch, ob wir jetzund schon

Durch's Herren Hand gezüchtigt werden,

So strafft er darumb hier auff Erden,

Dieweil er uns nicht richten mag,

Wie sonst die Welt, auff jenen Tag.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 219.
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