35. Am Sontage Exaudi

[227] 1. Petr. 4.


Auff den 110. Psalm

Der Herr zu meinem Herren hat gesprochen.


Ihr müsset Gott euch rein und nüchtern bringen,

Müst mässig seyn und nur am Glauben voll,

Wann das Gebet hin durch die Wolcken dringen

Und ihm sein Hertz auch kräfftig rühren soll.


Last sonderlich die Liebe bey euch schweben,

Sie heilt und deckt der Sünden Menge zu.

Es ziemet sich, daß ihr solt gastfrey leben

Und daß ein Mensch dem andern Gutes thu.


Gott schencket uns nicht für uns selbst die Gaben,

Er machet uns zu Wirten nur allein.

Wir solln mit dem, was wir empfangen haben

Von seiner Hand, einander dienstlich seyn.


Wer reden will, der rede, was Gott lehret,

Wer Aempter hat, der lege sie nicht bey,

Also wird Gott durch Jesum recht geehret,

Dem ewig Lob und Preiß gesaget sey.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 227.
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