Sechstes Capitel
Gift

[119] Die alte Jacobea saß in ihrer kleinen Hütte an einem Regenabend mürrisch und sinnend an einem niedergebrannten Holzfeuer ihres Herdes und rührte in einer darüber befindlichen Pfanne, aus der übelriechende Dämpfe emporstiegen. Sie murmelte unverständliche Sprüche dabei und betete eine Art Hexensegen über ihr Gebräu.

Damals eben erzählte man sich viel von Zauberei und Hexenmacht, besonders in den angrenzenden Ländern, wie kluge Frauen allerlei Künste erlernen und üben könnten, durch welche sie über Menschen und Thiere Macht erhielten, die ihnen entweder zum Guten oder Bösen dienten, je nachdem man es beabsichtige oder auch die Kunst verstände. Man verkündete und glaubte davon die fabelhaftesten Dinge. Zwar knüpften sich daran weitere schreckliche Geschichten und Erklärungen. Jene[119] geheimen Künste sollten nur durch einen Pakt mit dem Teufel erlangt werden können, und dieser jetzt weit öfterer als je auf Erden erscheinen, entweder Einzelnen zur Nachtzeit in ihren Kammern, oder an Kreuzwegen und unter alten Bäumen, oder, was eine von ihm sehr beliebte Stätte zu sein schien, auf den Düngerhaufen der Gehöfte, wo er die sich ihm Verschreibenden mit Jauche taufte – oder auch auf hohen Bergen oder freien Feldern mit einer ganzen höllischen Genossenschaft und allen Nahewohnenden, die sich ihm ergeben wollten, zur Veranstaltung von Hexentänzen und scheußlichen Orgien. Bald zogen die geistlichen Gerichte dieses Unwesen vor ihren Stuhl; aber anstatt durch Aufklärung und Belehrung dem dämonischen Hange der menschlichen Natur entgegen zu wirken, bestärkte man denselben durch Nähren des Aberglaubens, indem man alles nicht gleich Erklärliche zu einem Uebernatürlichen stempelte. Daran knüpfte sich eine schauderhafte Verfolgungssucht, welche nicht nur ganz Unschuldige und nur böswillig von feindlich gesinnten Personen Angeklagte den gräßlichsten Martern und dem schrecklichsten Tode unterwarf, sondern auch Schuldige machte. Denn da es bald als Leichtsinn, bald als Gotteslästerei galt, die Möglichkeit solcher Zaubereien und Teufelspakte zu leugnen, wiewohl im[120] aufgeklärten Nürnberg die Sache wenig Anklang fand, so bemächtigte sich besonders zuerst der unwissenden niedern Klasse der Glaube daran, und dazu kam der Reiz der Neugier und der Verführung durch eigene Gelüste, die Sache doch auch zu versuchen und zu sehen, was sich durch Zaubersprüche, Hexensalben und Getränke erzielen lasse – wenn es auch nicht gleich so weit ging, die persönliche Erscheinung und Hülfe des Teufels in Anspruch zu nehmen, oder sich ihm mit Gut und Blut zu verschreiben.

Zu Denen, welche am begierigsten waren dergleichen Dinge zu versuchen, gehörte die alte Jacobea; und sie konnte es um so kühner versuchen, als man in Nürnberg noch keinem Menschen den Proceß als Hexe gemacht hatte und sie hoffen durfte, daß sie Dies oder Jenes durch ihre Zaubermittel werde bewerkstelligen können, ohne deshalb in den Verdacht der Hexerei zu kommen.

Jetzt eben braute sie aus allerlei Giftwurzeln und thierischen Eingeweiden unter Absingung des Hexensegens ein Pulver, von dessen kleinsten Theilen sie sich eine langsam, aber sicher tödtende Wirkung versprach.

Von draußen schlug niederströmender Regen an das kleine trübe Fenster, und da es schon ziemlich dunkel[121] war, bemerkte Jacobea um so weniger, daß Jemand wiederholt an das Fenster pochte.

Die schwarze Katze, die an der verriegelten Thüre Wache hielt, hatte ein feines Gehör und sprang unwillig miauend wider das Fenster. Sei es durch diesen Sprung oder durch das stärkere Pochen und Drücken von außen; der lockere Wirbel des einen Fensterflügels wich, dieser sprang auf, und eine dürre alte Hand schob ihn noch weiter zurück und eine heisere Stimme rief:

»Jacobea! laß mich ein!«

Jacobea fuhr zusammen von kaltem Schauer überrieselt. Kam jetzt wirklich der Gott-sei-bei-uns! selber, den sie in einem sinnverwirrten Spruche angerufen, ohne sich viel dabei zu denken? Auf solch' eine Erscheinung war sie doch nicht vorbereitet. Sie zitterte an allen Gliedern und fiel auf die Kniee.

Aber lauter rief es draußen: »Jacobea! laß mich nicht länger im Regen stehen! Nimm die Nestler-Kathi auf, wie sie einstens Dich aufgenommen!«

Die Alte sprang auf. Das war eine Frauenstimme! die Nestler Kathi! Sie hatte sie lange nicht gesehen, aber dieser Name und diese Stimme riefen Erinnerungen aus ihren besten Tagen wach. Sie sprang auf und eilte die Hausthür zu öffnen.[122]

Ein Frauenzimmer in ärmlich bürgerlicher Kleidung und vielleicht ein Jahrzehent jünger als Jacobea trat ein, warf einen durchnäßten Leinenmantel ab und ein großes Paket an die Erde.

»Da komm' ich mit Sack und Pack!« sagte die Eintretende. »In Regensburg, das der Herzog Albrecht so gut wie zumauern läßt, mocht' ich nicht bleiben und bin mit Tausenden ausgewandert, die auch nicht viel mehr zu verlieren haben als das Leben. Nun dacht' ich in Nürnberg ein Unterkommen zu finden, wollt' aber bei Euch erst einkehren und mir Rath erholen. Und Ihr laßt mich unbarmherzig eine Stunde im Regen stehen und vergeblich pochen und rufen.«

»Konnt' ich denken, daß Ihr es waret?« sagte Jacobea; »hätt' ich doch eher sonst wen erwartet denn Euch, Muhme, die ich so lange nicht gesehen! Läßt man doch auch in nächtlicher Zeit nicht gleich Jedes ein!«

»Hab't Ihr da etwas Warmes?« fragte die Angekommene auf den Kessel deutend: »es würde mir gut thun.«

»Das hier schwerlich!« antwortete Jacobea, »aber es ist fertig und der Kessel kann einem andern Platz machen.«[123]

Indeß sie sich anschickte eine Suppe zu bereiten, besprachen die beiden Frauen, die sich lange nicht gesehen, ihr wechselndes Geschick, und Katharina Nestler erzählte das ihres Sohnes Konrad, das wir schon aus dessen eigener Mittheilung an Ulrich kennen, und damit ihr eigenes, dem sie nur hinzuzufügen hatte, daß sie nun, wo sie um ihres Sohnes Willen keine Ursache mehr habe zu verheimlichen, daß nicht ihr angetrauter Gatte, sondern der reiche Herr Christoph von Scheurl der Vater ihres Sohnes sei, sie jetzt, da sie obdachlos sei und mit ihrer ganzen geringen Habe aus dem bedrohten Regensburg geflüchtet, von Scheurl, der, wie sie gehört, die schönste Nürnbergerin gefreit, an der selbst König Max Gefallen gefunden, zu verlangen, daß er ihr auf ihre alten Tage zu leben gebe, nachdem er sich ihrer Jugend gefreut, und sie des Sohnes, der ihr eine Stütze hätte sein sollen, sich beraubt sah durch eben diese eigene Sünde, wie die des Vaters, die erst so spät an den Tag kam und erst nach zwanzig Jahren die Strafe mit sich brachte, die ihr sonst so oft auf dem Fuße folgt.

Jacobea triumphirte bei dieser Mittheilung. Sie malte Scheurl's Bild in den schwärzesten Farben und das seiner Gemahlin nicht minder. Sie versicherte bestimmt zu wissen, daß diese von Kindesbeinen an ein[124] verworfenes Geschöpf gewesen; durch ihre Amme, die zuletzt mit in diesem Hause gewohnt, gab sie vor, über sie die genauesten Mittheilungen zu haben – ja, sie bürdete Elisabeth sogar die Schuld an dem Tode der Amme auf, die Jacobea allein selbst trug durch ihren langsam tödtenden Gifttrank. Jacobea erzählte, daß Elisabeth zu der Kranken gekommen und dieselbe wahrscheinlich mit für sie mitgebrachten Leckerbissen vergiftet habe, damit sie nicht noch habe ein Verbrechen beichten können, das sie gemeinschaftlich mit Elisabeth begangen, und wie diese seit demselben Tage, an dem sie noch bei einem nächtlichen Stelldichein mit einem Baubruder, der vor einem gemeinen Steinmetzgesellen nur das voraus habe, daß er wie ein Mönch zu leben gelobe und doch sein Wort nicht halte, sei ertappt worden, alles mögliche Schlechte auf Jacobea zu bringen suche, so daß sie schon lange nach einem Mittel strebe, sich dieser gefährlichen Feindin zu entledigen oder sie doch zu demüthigen, die scheinheilige Sünderin. Sie sei ihrem Mann auch nicht treu und habe ihn doch nur um seines Reichthums Willen geheirathet, er aber müsse ganz nach ihrer Pfeife tanzen.

Dies war der Hauptinhalt von Jacobea's Schilderung, die sie in allen möglichen grellen Farben immer[125] wieder neu aufzutragen suchte und die ihre Wirkung bei Katharina nicht verfehlte. »Zufällig weiß ich,« sagte Jacobea, »daß Frau Elisabeth eine ihrer Dienstmägde fortgejagt, an der Herr Scheurl Gefallen gefunden, und noch keine neue Magd dafür hat; kein größerer Possen könnte Ihr geschehen, und Euch und mir kein größerer Gefallen, als wenn sie Euch an deren Statt in das Haus nehme, vielleicht Euch gerade trauend, weil Ihr schon bei Jahren seid, und wenn Ihr dann ihr und ihm einmal fühlen ließet, daß Ihr gerade viel ältere Rechte auf ihn hab't als die hochmüthige Gemahlin.«

Frau Katharina lächelte sehr wohlgefällig zu diesem Plan, und beschloß ihn auszuführen und gleich morgen ihr Heil zu versuchen. Freilich durfte sie sich nicht merken lassen, daß Jacobea sie sende, obwohl sich diese damit abgab, Gesinde zu vermitteln, aber so, daß ihre Hülfe meist nur von Bademeistern, Gastwirthen und andern Leuten von zweifelhaftem Rufe angenommen ward, da nur gemeine Dirnen ihre Vermittlung beanspruchten – eben so wenig, daß sie mit ihr verwandt und bekannt war und jetzt ihre erste Nacht unter ihrem Dache zugebracht.

Katharina ging daher am andern Tage wie sie gekommen mit ihrem Bündel Sachen als eine Hülfesuchende[126] aus Regensburg, die dafür ihre Dienste anbot, zu Frau Elisabeth, und ward glücklich von derselben sogleich als Magd behalten, da Elisabeth Mitleid hatte mit der Lage der unglücklichen Flüchtigen und meinte: man könne es ja mit ihr versuchen und sehen, zu welcher Art von Arbeit sie sich am besten eigne.

Katharina war noch rüstig und anstellig, aber freilich war sie nach zwanzig Jahren voll Arbeit und Sorge keine verführerische Schönheit mehr, als welche einst Herr Scheurl sie in Regensburg getroffen, noch war dieser überhaupt im Stande in der neuen Dienstmagd, die er, weil sie nahe an den Fünfzigen war, keines Blickes weiter würdigte, eines von den vielen Frauenzimmern wieder zu erkennen, an denen er einst ein sinnliches Wohlgefallen gefunden. Und Katharina hütete sich wohl ihn an sich zu erinnern, ehe ihr dazu eine passende Stunde erschien.

So waren ein paar Wochen vergangen, in denen sie zuweilen heimliche Zusammenkünfte mit Jacobea gehabt und von ihr Rathschläge oder Aufträge empfangen hatte.

Dieser lag daran, den Ring Streitberg's wieder zu erhalten, den Ezechiel an Elisabeth verkauft und den Jacobea in ihrem Besitz haben wollte, weil sie wußte,[127] wie Streitberg zürnte, daß sein Pfand in diese Hände gekommen, und dringend verlangte es wieder zu haben. Gelang dies Jacobea's List eher als der des Juden, so war damit auch dieser, der jetzt mit ihr zerfallen war, wieder in ihren Händen. Sie hatte darum Katharina den Ring geschildert und jetzt erfahren, daß ihn diese auch gesehen, wie er mit andern Ringen an einem goldenen Kettlein befestigt sei, daß Elisabeth immer an sich trage, und zwar, weil sie zu viel Ringe besaß, um alle an ihre Finger zu bringen. Sie hatte ihren Schmuck, wenigstens den, welchen sie täglich zu tragen pflegte, auf ihrem Nachttisch neben ihrem Himmelbett liegen, und es war also nur möglich sich dessen zu bemächtigen, während sie schlief oder doch ehe sie Toilette gemacht hatte.

Jacobea gab Katharinen ein kleines Pulver, von dem sie versicherte, daß es einen sehr langen Schlaf erzeuge, wenn es in einem Getränk genossen werde, und daß sie während dessen sich gewiß werde in Elisabeth's Schlafzimmer schleichen können, in dem diese seit ihrer Krankheit und Genesung allein schlief. Dann solle Katharina die Kette mit den Ringen auf den Boden werfen und die Ringe darauf herumrollen lassen; Elisabeth werde dann bei ihrem Erwachen gewiß meinen, daß dies[128] durch sie selbst oder einen Zufall geschehen, und wenn nur ein Ring sich nicht gleich wiederfände, nicht anders vermuthen können, denn daß er in einer Ritze der Diele oder Mauer verschwunden sei. –

Jetzt wartete Katharina nur auf die günstige Gelegenheit, sowohl Elisabeth diesen Streich zu spielen, als auch mit Scheurl allein zu sprechen, sich ihm zu erkennen zu geben und ihn zu fragen: ob er zeitlebens sie gut versorgen wolle, oder ob sie seiner Gemahlin und ganz Nürnberg erzählen solle, was sie bisher nur um ihres Sohnes Willen verheimlicht.

In einer späten Abendstunde hatte Elisabeth noch nach einem Becher Meth und Wasser verlangt, und da die Magd, welche sie zunächst zu bedienen, an- und auszukleiden pflegte, einmal hatte ausgehen dürfen und noch nicht zurück war, so hatte Katharina sich beeilt deren Stelle zu versehen.

Jetzt kam sie eben mit dem schöngeformten silbernen Becher, der innen vergoldet und außen von goldenen Blumen umrankt war, die Treppe herauf, in der andern Hand eine brennende Lampe, als sie den Hausherrn hinter sich herkommen hörte. Die Gelegenheit war günstig, jetzt konnte sie ihn allein sprechen, ihm in sein Zimmer leuchten, und nicht eher von ihm weichen, bis[129] er sie erkannt und ihr Alles versprochen hatte, was sie wünschte. Elisabeth konnte warten; sobald Katharina mit Herrn Scheurl einig geworden, hatte sie ohnehin nicht mehr Lust, sich länger von dessen Gemahlin befehlen zu lassen, und diese Demüthigung galt ihr mehr als der Verdruß, den sie durch den Verlust des Ringes empfinden werde, und Katharina berechnete schnell, daß der Vortheil, den sie jetzt erringen könne, doch dem vorgehe, den möglicher Weise ihr Jacobea gönnen werde, wenn sie ihr zu dem Ringe verhelfe.

Herr Christoph Scheurl kam wie gewöhnlich etwas taumelnd und mit rothglühendem Gesichte heim.

Katharina leuchtete ihm schweigend voraus in sein Zimmer und zündete die darin befindliche Lampe an.

»Wie kommst Du denn heute hier herein?« fragte Scheurl mit lallender Zunge.

Katharina antwortete: »Nun, Ihr kam't ja hinter mir drein, und es schien mir, als wenn Ihr den Weg nicht gut allein finden würdet –«

»Was unterstehst Du Dich?« rief er aufbrausend, weil ihn nie etwas so sehr in Wuth bringen konnte, als wenn man ihn betrunken hielt, auch wenn er es wirklich war, nur darum weil er eine Ehre darein setzte,[130] Unmassen geistiger Getränke vertilgen zu können, ohne davon angefochten zu werden.

»Ei, so laßt einmal sehen,« begann Katharina, sich dicht neben ihn stellend; »kennt Ihr mich oder kennt Ihr mich nicht?«

Scheurl sagte: »Was soll das freche Betragen einer Magd, die eben so schnell fortgejagt werden kann, als sie gemiethet worden. Meine Frau hat Deine Vorgängerin fortgejagt, weil sie jung und nett war und mir gefiel – Dich kann ich fortjagen, weil Du das Gegentheil davon bist und mir nicht gefällst.«

»Das lügt Ihr!« rief Katharina, »denn einst gefiel ich Euch!«

Herr Scheurl ward immer aufgeregter und roher Katharina aber immer dreister, legte ihrer Zunge keine, Fesseln mehr an, erinnerte Scheurl an seinen Aufenthalt in Regensburg bei der schönen Nestler-Kathi, und sagte Alles, was sie sich vorgenommen zu sagen. Es war ein Gespräch, das bei der innerlichen wie äußern Rohheit der Betheiligten und bei der niedern Culturstufe ihres Zeitalters, seiner Sitten und Ausdrucksweise sich nicht wiederholen läßt.

Herr Christoph Scheurl zeigte dabei weder ein Interesse für den Mönch gewordenen Sohn, noch für dessen[131] Mutter, noch empfand er Reue über ein Vergehen, das er sich längst gewöhnt hatte, sich selbst niemals als ein solches anzurechnen; aber er wünschte doch nicht, daß ihn eine Person wie Katharina zum Stadtgespräch machte, noch daß eine solche, die ihm so unbequem werden konnte, in seinem Hause lebe. Er gab ihr einen Beutel mit Gold, den er bei sich hatte, und versprach ihr eine ansehnliche Summe, die er ihr alljährlich senden wolle, wenn sie noch diese Nacht sein Haus, so bald wie möglich auch Nürnberg verließe und über Alles schweige, nach wie vor – außerdem aber, fügte er hinzu, finde ein Rathsherr von Nürnberg noch Mittel und Wege, eine flüchtige Landläuferin unschädlich zu machen.

Indeß Katharina noch überlegte, griff Herr Scheurl nach dem Becher, den sie einstweilen aus der Hand gestellt. »Was ist das?« fragte er.

»Es ist Meth; ich wollte ihn Eurer Frau als Nachttrunk bringen.«

»Sie mag sich ihn selber holen,« sagte er; »wenn sie durstig ist, ich bin es auch wieder geworden.«

Katharina dachte: mag er es trinken; während er einschläft, kann ich überlegen, was ich thun will; ich habe noch das halbe Pulver für Elisabeth.[132]

Aber Scheurl hatte kaum mit einem raschen Zuge den Becher zur Hälfte geleert, als er ihn fluchend zur Erde warf und sagte: »Das schmeckt zu schändlich!«

Katharina erschrak unwillkürlich, und da Scheurl auf sein Bett taumelte, dachte sie: mag er schlafen – indeß versuche ich noch mein Heil bei Elisabeth.

Und sie ging hinab in die Küche, den Trank noch einmal zu mischen.

Indeß ahnte sie nicht, daß ihr Jacobea statt des Schlafpulvers ein Gift gegeben, das, wie sie gehört, nicht auf der Stelle tödten, aber den blühendsten Organismus in einen häßlichen, verwelkenden verwandeln sollte, und zwar allerdings während einer Nacht voll Schlaf und Ohnmacht. Ein solches Zaubermittel glaubte Jacobea gefunden zu haben und sich dadurch am wirksamsten an Elisabeth zu rächen; da sie aber wußte, daß Katharina zwar ein rohes, aber doch zu solcher That ein zu weiches Gemüth hatte, so hatte sie ihr nur die harmloseste Wirkung ihres Pulvers gesagt. Indeß hatte es in der That nicht diese zauberhafte, an welche sie selbst glaubte, sondern die eines schnell zerstörenden Giftes; unter dessen Einwirkungen rang der reiche, mit allen Gütern der Erde gesegnete Christoph Scheurl, der sich immer des heitersten Lebensgenusses[133] gerühmt, verlassen und allein in einer furchtbaren Nacht.

Das Gift raubte ihm die Kraft, sich seiner Glieder zu bedienen – er konnte weder einen Ruf noch ein Geräusch hervorbringen, laut genug, die entfernten Hausbewohner zu wecken und herbeizulocken. –

Indeß kam Katharina mit dem zweiten Becher des verhängnißvollen Trankes an Elisabeth's Thür; sie war verschlossen, und da Katharina pochte, fragte Elisabeth ungeduldig, was man sie noch störe?

Ich bringe den bestellten Nachttrunk,« antwortete Katharina.

»Nun mag ich ihn nicht,« antwortete Elisabeth, die sich schon schlafen gelegt, durch die verschlossene Thür; »und ein andermal wünsche ich von Euch schneller bedient zu sein, oder gar nicht.«

Katharina ging brummend ab. Aber dies entschied bei ihr. Hätte sie heute noch sich in den Besitz des Ringes setzen können, so würde sie Scheurl's Wunsch erfüllt haben und verschwunden sein; so aber blieb sie, da sie überhaupt noch unschlüssig gewesen, ob dies nicht das Bessere sei, damit sie erst noch einmal, wenn Scheurl nüchtern sei, mit ihm sprechen und sich seiner fortdauernden Unterstützung versichern könne. –[134]

Man war es gewohnt, das Herr Scheurl, wenn er vielleicht später oder mit einem größern Rausch als gewöhnlich heimgekommen, bis in den Tag hinein schlief, und weder seiner Frau noch der Dienerschaft fiel es auf, daß er bis um acht Uhr sich noch nicht gezeigt hatte. Als aber noch eine Stunde nach der andern vergangen war, im Comptoir Leute auf ihn warteten, und auch Georg Behaim kam, sich mit ihm über eine eilende Geschäftsangelegenheit zu besprechen, ging Elisabeth mit diesem selbst in sein Gemach, dessen Thür wie gewöhnlich nicht verschlossen war.

Da lag Scheurl halb aus dem Bette gesunken, regungslos mit gebrochenen Augen und krampfhaft verzerrtem Gesicht, das blau und dunkel unterlaufen einen entsetzlichen Anblick bot. Die zusammengeballten Hände zeugten ebenfalls von vergeblichen Anstrengungen und Kämpfen; es schien, als habe er versucht aufzuspringen, vielleicht nach Hülfe zu rufen, und sei von körperlichen Schmerzen überwältigt und gelähmt zusammengesunken, unfähig sich von der Stelle zu bewegen. Er war noch halb angekleidet, und so mußte das Uebel oder der Tod gleich bald nach seiner Heimkehr über ihn gekommen sein, denn er pflegte dann immer augenblicklich sein Lager zu suchen. Denn der Tod war es doch, obwohl[135] es weder Elisabeth noch Georg im ersten Schrecken als möglich erschien.

Sie hoben Beide vereint den schweren Körper auf sein Lager, Elisabeth suchte vergeblich an ihm nach einem Puls- oder Herzschlag, und Georg rief die Dienerschaft zusammen, zu Doktor und Bader zu laufen, sie eiligst herbeizuholen, und fragte Alle, wann der Herr diese Nacht nach Hause gekommen und wer ihn zuletzt gesehen? Aber darauf gab Niemand Antwort, wie groß auch die allgemeine Bestürzung war; Niemand wollte ihn gesehen haben, auch Katharina nicht, die von Elisabeth speciell befragt ward, als sich diese besann, daß dieselbe noch gegen Mitternacht an ihre Thür gekommen, um ein Getränk zu bringen, das eine Stunde vorher von ihr verlangt worden war.

Katharina behauptete, es könne nicht so lange Zeit gewesen sein – und sie habe sich gleich gewundert, daß Frau Scheurl indeß schlafen gegangen und sie gescholten. Es sei möglich, daß sie der Schlaf in der Küche übermannt habe, ohne daß sie es gewußt, denn es sei allerdings sehr spät und sie sei sehr ermüdet gewesen; den Herrn habe sie nicht kommen hören. Bestürzung und Entsetzen zeigte Katharina gleich den Andern.[136]

Elisabeth verlor zwar weder ihre gewohnte Geistesgegenwart noch Kraft, aber sie war todtenblaß und zitternd vor Schreck, Thränen strömten aus ihren Augen und ihre Worte klagten sich selbst an, daß sie in dem qualvollsten Todeskampf des Gatten fern von ihm gewesen und die Pflichten eines treuen Weibes nicht hatte an ihm in seinen letzten Stunden über können. Sie hatte den Gatten nicht geliebt, und die Achtung, die sie damals vor ihm besaß, als sie ihm ihre Hand reichte, die hatte sich allerdings auch gegen ihn gemindert und verloren, seit sie mit ihm vermählt war und sein ausschweifendes und zügelloses Leben kennen gelernt hatte. Aber die eigene Selbstachtung hatte ihr geboten, seine Schwächen und Fehler zu verschleiern, ihm Achtung vor der Welt zu zeigen und eine pflichttreue Hausfrau zu sein, die alle Schwüre hielt, welche sie ihm am Altar gelobt hatte. Darum fiel es gerade jetzt doppelt schwer auf ihr Gewissen, daß er hatte sterben müssen ohne ihre zarte pflegende Hand, ohne ihren sorgsamen Beistand, der ihn vielleicht hätte retten können. Zwar war sie auch daran unschuldig, denn es war mit Bewilligung ihres Gemahls geschehen, daß sie seit ihrer Krankheit in einem andern Flügel des Hauses schlief als er; denn seine lärmenden Gewohnheiten hatten die Leidende gestört,[137] und er fand es auch bald bequemer, daß seine Gemahlin nicht immer wußte, wo und wie er seine Nächte zubrachte, und hatte gern in ihren Vorschlag gewilligt. Aber dennoch empfand es Elisabeth jetzt wie eine Pflichtverletzung, daß sie nicht aufgemerkt, wann er nach Hause gekommen, und einen möglichen Hülferuf von ihm nicht gehört hatte, daß er vielleicht vergeblich nach ihr verlangt in seiner letzten Stunde; denn er war ja auch immer gut und aufmerksam gegen sie gewesen, er hatte sie auf den Händen getragen und ihr alle Wünsche mit stolzer Freude erfüllt – wenn er auch daneben sich selbst so wenig als ihr jeden erlaubten, sich selbst auch keinen unerlaubten Wunsch versagte. Sie hatten immer in Eintracht neben einander gelebt, wenn auch weder mit- noch für einander. Und so gesellte sich zu Elisabeth's Selbstvorwürfen auch das tiefste Mitleid für den so ganz verlassen und qualvoll Gestorbenen, dem sie gern die aufmerksamste Pflegerin gewesen wäre.

Als sie dies Alles schon fühlte, noch ehe es klar zu denken oder auszusprechen, war sie der Ueberzeugung, daß er bei irgend einem schwelgerischen Nachtmahl sich übernommen, zu Hause und im Bette sich habe erholen wollen und vom Schlag gerührt worden sei, wie gerade[138] oft bei den kräftigsten Körpern ein plötzlicher Tod erfolgen kann.

Aber da der Doktor und Bader kamen und die Leiche untersuchten, da schüttelten Beide bedenklich Achseln und Köpfe, murmelten erst heimlich zusammen, und sprachen es dann laut aus vor dem ahnenden Schwager und der schönen Wittwe, die selbst mit forschte nach dem Urtheil der gelehrten Herren:

»Es ist nicht anders möglich: Euer Eheherr ist an Gift gestorben! Der ganze Zustand des Leichnams bezeugt es – und da, auch am Boden diese dunklen Flecke von einer ätzenden Flüssigkeit. Waren diese schon früher?«

Elisabeth starrte auf die bezeichnete Stelle, nicht weit von dem Bette, auf die sie vorher noch nicht gesehen. Sie wußte es genau, gestern waren diese Flecke noch nicht: ein großer schwarzer Fleck und dann nach den Seiten gespritzt kleinere dunkle Punkte, wie wenn etwas von oben herab vergossen worden wäre.

Gift!

Aber wie war das möglich? Der lebenslustige, glückliche Scheurl war keines Selbstmordes fähig! das sagten Alle, das behauptete auch Elisabeth. Man durchsuchte das ganze Zimmer; es hätte sich in diesem Falle[139] vielleicht noch ein Gegenstand finden müssen, der das Gift enthalten, aber es war keiner aufzufinden.

Aber welche fremde Hand sollte es gethan haben? Der ganzen Dienerschaft war er ein gütiger, freigebiger Herr, ebenso erwies er sich fast der ganzen Stadt, und man konnte wohl sagen, daß er keinen Feind hatte in ganz Nürnberg, daß kein Haß ihn traf, der seiner Person gegolten hätte. Es gab Leute genug, die sich über ihn lustig machten und ihn beneideten – aber man wußte keine, die an ihm etwas zu rächen gehabt, oder denen er bei Erreichung irgend eines Zieles im Wege gewesen wäre.

Elisabeth sprach das selbst aus und wollte an den Mord so wenig glauben wie an den Selbstmord – aber Georg nahm sie leise bei der Hand, daß sie nicht weiter so sprechen sollte, und der Bader sagte bedenklich:

»Der Gemahl der schönsten Nürnbergerin konnte wohl Feinde haben, denen er im Wege war.«

Elisabeth schauderte – aber im nächsten Augenblick sagte sie: »Sendet nach den Schöppen; das Entsetzlichgeschehene muß auf das strengste untersucht werden – man wird mir den Tod des Gatten rächen helfen, der zu den ersten Geschlechtern und Rathsherren dieser Stadt gehört.«[140]

»Und dabei denkt auch, wie Ihr Euere eigene Ehre retten könnt,« flüsterte der Bader ihr leise aber hämisch zu und ging.

Elisabeth war wie vom Blitz getroffen – jetzt erst enthüllte sich ihr die Gefahr, in der sie schwebte. Im Bewußtsein ihrer Unschuld an einem großen Verbrechen hatte sie sich das kleine Versehen: ihrem Gemahl nicht beigestanden zu haben, da er sich übel befand, was sie doch nicht wußte, als ein Verbrechen vorgeworfen – und jetzt konnten Andere sie als eine Schuldige betrachten, von der man das Leben ihres Gatten fordern würde!

Und mitten in diesem Augenblick eines neuen Entsetzens kamen Martin Behaim und Stephan Tucher, die abwesend gewesen waren, mit der Kunde zurück: daß man endlich Weyspriach's Burg mit Sturm und Brand genommen, daß kein Stein des alten Raubnestes auf dem andern geblieben, und das, was die Flammen nicht gefressen und vernichtet, von den Stürmenden und der Rache der Hörigen der Erde gleich gemacht worden sei. Der Ritter von Weyspriach sei entkommen, aber Eberhard von Streitberg gefangen genommen worden; im Triumph bringe man ihn in die Stadt, sammt vielen den Bürgern und Kaufleuten geraubtem Gut, darunter[141] noch einen Theil der überseeischen Schätze Martin Behaim's.

Jetzt war es mit Elisabeth's Kraft zu Ende – mit einem Schrei fiel sie in ihres Bruders Arme.

Auch dieser Schrei mußte wider sie zeugen; denn derselbe Augenblick, in dem sie ihn ausstieß, war auch der, in welchem die herbeigerufenen Gerichtspersonen eintraten, um den Thatbestand zu untersuchen und die ersten Zeugen zu vernehmen. Mußten sie nicht diesen Schrei für den Schreckensruf nehmen, mit dem eine Verbrecherin sich selbst verrieth – als diejenigen kamen, welche vorerst nur Rechenschaft von ihr fordern wollten und noch gar keine Anklage erhoben?

Dieser Schrei war sehr verdächtig!

Aber Elisabeth hatte ihn ausgestoßen vor der Nachricht, daß Streitberg gefangen war und nach Nürnberg gebracht. Im ersten Augenblick dachte sie noch gar nicht an sich, sondern an ihn; sein Loos war so gut als entschieden: er ward dem Henker überantwortet und auf offenem Markt gerichtet. Elisabeth liebte ihn schon lange nicht mehr; sie floh jede Erinnerung an ihn wie ein Schreckgespenst mit verzerrten Zügen; sie hatte nur Widerwillen, Scham und Entsetzen empfunden, wenn sie ihn wiedersah; sie würde ruhig aufgeathmet haben, wenn[142] sie erfahren hätte, daß er todt sei, und jetzt hätte sie täglich gewünscht, daß sein Schuldbewußtsein ihn zur Flucht treiben und daß diese gelingen möchte, damit er wieder weit von ihr sich entfernte und nie nach Nürnberg zurückkehre: aber daß man ihn hierher brachte, hier dem Henker überlieferte – das war zu viel für sie! Sie hatte ihn doch einst geliebt, und die Schande, die ihm widerfuhr, empfand sie wie ihre eigene! Er war das Ideal ihrer Jugend gewesen, und Alles, was sie von heiterem Jugendmuth, von gläubigem Vertrauen an Menschenadel, von froher Hoffnung auf Lebensglück besaß, das hatte nur da in ihr gelebt, da sie ihn liebte, das war da für immer vernichtet worden, als sie von dem Mann ihrer Liebe sich schmählich betrogen sah, einen Unwürdigen in ihm verachten mußte. Sie konnte nicht an ihn denken, ohne immer wieder die alte Pein zu empfinden – und eine neue hatte sich hinzugestellt. Sie hatte es verborgen gehalten, daß sie einst geliebt hatte und betrogen worden war: nun hatte Streitberg's Verfolgen immer gedroht, dies noch offenbar werden zu lassen, und wie bei ihrem Widerstand seine Leidenschaft mehr und mehr die Gestalt des Hasses und der Rachsucht angenommen, so mußte sie fürchten, daß er nun noch Angesichts des gewissen Todes vielleicht auf ihre[143] Fürsprache sich berief – hatte er sie doch auch die Buhlerin des Königs genannt – ganz gewiß aber noch dafür sorgte, daß ihre Jugendgeschichte in einer Auffassung, welche für sie die demüthigendste war, zum Nürnberger Stadtgeschwätze ward.

Alle diese Gedanken, Erinnerungen und Befürchtungen, die sie jetzt immer gehabt, summten mit Eins ihr durch das schon bis zum Uebermaaß erregte Herz und Hirn, als ihr auch diese entscheidende Nachricht von Streitberg's Gefangennehmung so plötzlich gebracht ward und erpreßte ihr den Schrei, der eine so falsche Deutung fand.

Aus dem an Ort und Stelle angestelltem Verhör kam nichts heraus, als daß Elisabeth und Katharina wach gewesen in der Nacht und daß sich Beide verdächtig machten, weil ihre Stundenangaben differirten. Ein Commis behauptete, daß der Herr kurz vor Mitternacht nach Hause gekommen, und daß er ihn im Corridor mit einer Frauenstimme habe einige Worte wechseln hören, die er nicht verstanden. Er habe auch Licht schimmern sehen, und da er später weiter nichts gehört, habe er sich auch nichts dabei gedacht; ob die weibliche Stimme die der Frau Elisabeth oder einer Magd gewesen,[144] wisse er nicht zu sagen. Weiter hatte Niemand nur das Geringste bemerkt.

Elisabeth und Katharina leugneten Beide den Herrn zur Nacht gesprochen zu haben, die Herrin mit ruhiger Würde, die Dienerin mit unruhiger Keckheit. Eine behauptete vor der Andern, daß sie wach gewesen.

Gegen Katharina sprach doch der stärkere Beweis von Elisabeth's erster Aussage, daß sie von ihr erst nach einer Stunde einen verlangten Trunk habe erhalten sollen – und Katharina war ja auch nur eine fremde Dienstmagd. Man beschloß, sie mit und in Gewahrsam zu nehmen, und wenn sie nicht gestehe, durch die Tortur »in der Güte zu befragen«, wie man die Anwendung der entsetzlichsten Marterinstrumente nannte.

Gegen die Hausherrin verfuhr man glimpflicher. Man verbannte sie nur in ihre eigenen Zimmer, und ordnete ihr unter der Bürgschaft ihrer Brüder, daß sie nicht entweiche, eine Wache zu – nur der Form wegen, wie man sagte, bis sich Alles aufgeklärt habe.

Elisabeth fügte sich mit stummen Stolz dieser ihr edles Gefühl empörenden Handlung.

In Nürnberg aber verbreite sich mit Blitzesschnelle das Gerücht von Herrn Christoph Scheurl's plötzlichem Tode – und daß er durch Gift gestorben, das ihm[145] als Schlaftrunk beigebracht worden. Wer die That gethan – darüber waren die Stimmen getheilt.

Die Einen meinten, eine Magd aus Regensburg, die erst seit ein paar Wochen angekommen, habe die That gethan und sei darum verhaftet; die Andern aber sagten: Was hätte eine Magd für Vortheil von dem Tode ihres Herrn? oder was könnte gerade diese an ihm zu rächen haben, die erst seit so kurzer Zeit im Hause? Ist es doch ganz anders mit Frau Elisabeth – die ist nun den alten Gatten los, den sie doch nur des Reichthums oder um ihrer Familie Willen geheirathet, und kann nun als die reichste und schönste Wittwe von Nürnberg nach ihrem Herzen freien und leben. Oder hat sie nicht gar schon einen Buhlen? – Man redete schon immer allerlei von ihr – aber freilich! wer hätte das gedacht, daß es so weit mit ihr kommen werde! Da sieht man, wohin Hochmuth und Eitelkeit führen, der Eigendünkel und die Herrschsucht eines Weibes, das immer nur seinem eigenen Willen folgen wollte, alles anders und besser wissen und thun als andere ehrbare Frauen! –[146]

Quelle:
Louise Otto: Nürnberg. Band 1–3, Band 3, Bremen 21875, S. 119-147.
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