An Jakob Kaufmann

[63] In der Heimath trauter Haft

Wolltest du nicht weilen;

Mög' auf deiner Wanderschaft

Dich mein Gruß ereilen.


Schmerzlich, freudig, mög' er dich

An die Zeit gemahnen,

Wo für flücht'ge Stunden sich

Kreuzten unsre Bahnen.


O wie froh ließ ich dein Wort

Meinen Geist umranken,

Und empfing von dir den Hort

Ew'ger Lenzgedanken!
[63]

Einen Strom von Poesie

Fühlt' ich mich umschwellen,

Meine Seele läuternd, wie

Heil'gen Stromes Wellen! –


Bruder! grüße ich dich leis'

Hier in meinem Sange,

Weil ich keinen Namen weiß,

Der von süßrem Klange.


O gewiß! dein Herz verkennt

Nicht was meines flüstert:

Daß wir, ob für stets getrennt,

Doch für stets verschwistert.

Quelle:
Betty Paoli: Neue Gedichte. Pest 21856, S. 63-64.
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