77. Kurtzweilige Antwort / die ein Mann einem bösen Weibe gegeben.

[162] Ein Burger zu Pariß in der Vorstadt St. Germain /hatte seine Nachbarin in Harnisch gebracht / ich weiß nicht wordurch / dann ich kame unter wärenden Hader darzu: Im End / es war eine liederliche Ursach / dann es bedarff nicht viel / ein böses Weib zum Zorn zu reitzen. Dieser Mann war vor seiner Thür gutes Muths / und liesse auf sich schelten / wolte aber Wort umb Wort nicht geben / sondern bliebe nur bey seiner Vertheidigung. Sie schändete ihn tausendfältig: Er aber lachte nur darüber / und sagte nichts als diese Wort: Ihr seyd ein Weib. Die Leute stunden stille /und wolten hören / wie dieser Handel ablauffen wolte; dann das Weib erzürnte sich dermassen / daß sie dem Ansehen nach[162] keine vernünfftige Creatur mehr war. Was / sagte sie / habt ihr wider mich zu sagen? bin ich nicht ein ehrlichs Weib? Der gute Mann / nach dem er offt wiederholet hatte / sie wäre ein Weib /und furchte / sie möchte gar zur höllischen Furie werden / sprach: Ich will mich deutlicher erklären. Sie stellte sich wie die Kanne mit zweyen Oehren / und schaumete vor Zorn / hatte kaum die Gedult / wieder in sein Haus zu gehen. Er aber sprach: Warlich / ihr seyd nichts als ein Weib. Darauf stiesse er die Thür auf / und liesse dieses böse Thier also verstarret / daß sie schier in eine Onmacht fiele / also / daß man sie mit Essig abwischen muste / damit der Gaifer / so aus ihrem Munde lieffe / abgedrucknet werden möchte. Jederman gienge vergnügt davon / es fehlte aber auch nicht an Auslachen. Wann der Zorn überhand nimmet / so verstellet er einen Menschen in ein Vieh.

Quelle:
Parivall, J[ean] N[icolas] d[e]: Sinnreiche / kurtzweilige und Traurige Geschichte [...]. Nürnberg 1671, S. 162-163.
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