3. Von eines Fürsten Diener / dem der Kopff abgeschlagen worden / weil Er einen Mord begangen.

[11] Giebet es allhie traurige Begebenheiten / so kommen dieselbe von Vollerey / Geitz und nicht von der Liebe / oder Ehrgeitz her / wie in Franckreich / und sonst hier. Wir wollen solches beweisen.

Ein Fürst / der von den Orten herkam / wo der Nordwind seine Herrschafft hat / als Er mit vielen Leuten nacher Leiden aus eben denen Ursachen kam /welche alle Frembde dahin ziehen; war er nicht lang daselbst / als ihme ein Unglück in seinem Hauß begegnet. Seiner Diener einer / der bey ihme viel galt /wurde einmahl zur Abend-Malzeit mit dem Koch gebeten / in die Stadt zu kommen. Nach dem er sich mit Wein überladen / giengen sie gegen zehen Uhr[11] wieder nach Hauß / hieben ins Pflaster / daraus mehr Funcken sprangen / als er Zorns im Hertzen hatte. In dem Getümmel / welches sie mit ihren Degen und Schreyen verursachet / fand sich ein Burger / der sich von seiner Gesellschafft begab / mit welchen Er aus dem Wirthshauß kam / und sagte: Ich will nicht wieder nach Hause kommen / biß ich einen Degen werde erwischet haben / ich will vergehen oder einen haben.

Darauf wolte er die jenige nicht mehr anhören / die ihm gerahten / er solte heim zu seinem Weibe gehen: und gienge mit dem Messer in der Finstere hin / wirffet einen nieder / und sagte: Wolte ich / so könte ich dir das Leben nehmen: Aber ich will mit deinen Degen zu frieden seyn. Der ander lauffet mit einem breiten Degen zu / und giebet ihm einen so starcken Fang / daß er darüber zu Boden fället.

Im Fallen schriehe Er: Verzeihet mir / ihr Herren! Ich bin sehr verwund / und hab euch nichts gethan. Der jenige[12] aber / der am ersten beschimpffet wurde /stunde gantz im Zorn auf / und stösset ihme den Degen durch den Leib. Auf diesen Stich verlohre er die Sprach / und das Leben. Aber zu eben selbiger Zeit kame die Wacht / die beede Gesellen mitnahme /und sie in das Studenten-Gefängnus führte. Den andern Tag wurden sie verhört / und da die Zeugen auch abgehöret worden / bekannten sie ihre That. Der Fürst begehrte etwas langsamm / man solte sie loß lassen /und schiene / sie wären alle beede loßkommen / wann seine Hofpursch nicht unterschiedliche Spott-Reden mit Betrohungen wider das Gericht ausgestossen hätten.

Dem jenigen / der ihme den tödtlichen Stoß gegeben / wurde der Kopff abgeschlagen / auf einer Bühne / welche mit Fleiß vor dem Rahthauß aufgerichtet wurde. Er starbe Christlich / und ward von jederman betauret. Diß war das erste Blut-Urtheil / welches die Universität gesprochen; Die Eltern des Umbgebrachten wären leichtlich zu befriedigen[13] gewesen: Aber wie ich erst gesagt / auf der andern Seite ist man nicht umbgangen / wie es hätte seyn sollen. Das Gericht lässet sich nicht trotzen / alle Menschen müssen sich davor demütigen / weil es die Frommen beschützet /straffet die Bösen / und stellet uns die Göttliche Majestät vor.

Quelle:
Parivall, J[ean] N[icolas] d[e]: Sinnreiche / kurtzweilige und Traurige Geschichte [...]. Nürnberg 1671, S. 11-14.
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