Von Schimpff das sibent.

[11] Wie Beda zwölf Bůchstaben ußleit.


Also lesen wir von dem Venerabili Beda, das uff einmal, da der Rat, der Senat zů Rom bei einander was in einer grosen Sach, da erschinen zwölff Buchstaben an einer Wand, drü P.P.P., drü S.S.S., drü R.R.R., drü F.F.F. Das die Römer als weiß Lüt nit kunten ußlegen und funden ein Rat, das sie den Bedam darüber wolten füren, und müst sie inen exponieren; wan er der gelertest zů der Zeit geachtet ward. Da er nun die Bůchstaben sahe, da legt er sie also uß: ›Drü P.P.P. (Pater Patriae Profectus). In dem Tütschen laßt es sich nit anders schreiben dan also: Der Vatter des Vatterlandes ist hinweg gezogen. Drü S.S.S. (Sapientia Secum Sublata). Weißheit ist mit im hinweg. Drü R.R.R. (Regnum Rome Ruet). Das römische Reich würt zerfallen und zergon. Drü F.F.F. (Ferro Flamma Fame etc.) Mit Yssin, Feür und Hunger.‹ Beda ret daruff, wan sie hetten etlich frumme und weise Lüt vertriben. Da die Römer horten die Ußlegung der Bůchstaben,[11] da wurden sie zornig und fielen über in und stachen im die Augen uß; aber wie er es ußlegt, also ist es gangen. Das was sein Lon, das was sein Prediggelt.

Also das war ist, das die Warheit nieman sagen darff, und nieman me die Warheit hören wil.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 11-12.
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