Von Schimpff das nünd.

[12] Drei Hanen kreigten von dem Eebruch.


Wir lessen von dreien Hanen, die zů Nacht kreieten, da die Frau by dem Eebrecher lag, und dy Kellerin in dem Huß die verstund der Vogel Gesang. Der ein Han kreiet die erst Nacht: ›Mein Frau ist dem Herren untrüw.‹ Das sprach die Kellerin zu der Frawen. Die Frau sprach: ›Der Han můß sterben‹; und der Han ward gebraten. Der ander Han sang die ander Nacht; als die Kellerin das ußlegt, da sie gefraget ward, da sagt sie: ›Der Han hat gekreyt: Mein Gesel ist gestorben umb der Warheit willen.‹ Die Frau sprach: ›Der sol auch sterben‹; und der ward auch gebraten. Da die Frau bei dem Bůlen lag, da kreyet der drit Han, als es die Kellerin ußlegt: (Audi, vide, tace, sie vis vivere in pace) ›Sihe und hör und schweig, wiltu leben in dem Friden.‹

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Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 12.
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