Von Schimpff das 179.

[117] Im Wald fand einer ein Schatz.


Es gieng einer uff einmal durch ein Wald mit einer Hawen. Wie er under einem Baum růwet, da sahe er ein Guldin da ligen, er hůb in uff und grůb also mit der Hauwen und fand einen grosen Haffen fol Guldin. Er gedacht: ›Soltu das Gelt heimtragen, so würt es langsam zůgon;[117] es möcht dieweil einer kumen und möcht es finden.‹ Er hort Buren uß seinem Dorff, seine Nachburen Holtz hawen, die hetten drei Seck und waren drei. Er berůfft sie und sprach, jeglicher solt im ein Sack mit Guldin heimtragen in sein Huß, er wolt inen wol lonen. Er grůb und kratzet das Gelt herfür und fült ein Sack. Der Buer trůg das Gelt in sein Huß, der ander trůg es auch in sein Huß, der drit auch. Da nun der Buer heimkam, der das Gelt funden het, da fand er nichtz in seinem Huß. Er fragt die Buren, die im das Gelt heim hetten getragen, wa sie es hin hetten gethon; es wolt keiner nichtz darvon wissen. Also bleib im nichtz dan die Arbeit, das er es ußgegraben het.

Also würt den Geitigen nichtz dan die Arbeit, das sie es gesamelt haben und sich unwert gemacht gegen andern Lüten, die sie gebant und gepfent haben, und dienen also dem Gelt. Es wer besser, das Gůt dient inen. Und ein Pfennig, der inen entgat, betrübt sie me, dan 40 Guldin, die da in dem Trog ligen, sie fröwen. Und wan sy sterben sollen, so werden sie mit dem Gelt, irem Got, umbgon, als du hernach bei den Wůchern Exempla findest (c. 201).

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 117-118.
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