Von Ernst das 183.

[119] Der ander fraß ein Crutzifix.


Uf einmal was ein Tyran, dem traumet, wie er zů einem Crucifix kem und nem Cristum herab von dem Crütz und eß im ein Hand; und so er im die ander Hand auch wil essen, so schlecht in Cristus mit derselbigen Hand an ein Backen, das er in ein Grůb fiel. Und da er erwacht und da es Tag ward, da ließ er im den Traum ußlegen. Da sprach der Ußleger: ›Du hast jetz die Priesterschafft geschetzt; das ist die ein Hand Gottes, die hastu gessen. Jetz so understastu die ander Hand auch zů essen; das ist, du gedenckst den armen gemeinen Man auch zů schetzen. Sihe für dich, das dich Got nit schlag, das du in die Grůb, in das Grab fallest, ee das du es volbringst!‹ Der Tyran bessert sich nichtz darab; aber ee er es zůwegen bracht, da was er dot, mit Achab (3. Regum 20), der auch tyrannizieren wolt, und vil andern, denen es mißgangen ist, die nieman hat mögen erfüllen.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 119.
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