Von Schimpff das 547.

[313] Umb fil Geltz wolt einer des Tüfels sein.


Es was ein Fürst, der het ein Priester, der het ein erbere Pfründ, davon er lebt. Es wurden etlich Pfründen ledig, da eine etwan 60 Guldin thet, die wolt er im leihen. Der Priester wolt keine me, er wolt gnůg an seiner haben. Der Fürst verwundert sich, andere Priester hetten es gern angenumen. Er schickt ein Ritter zů im, er solt doch an im erfaren, warumb er es nit an wolt nemen. Der Priester sprach: ›Ich wil kein Pfrün me annemen, sie haben dan 120 Guldin. Wan ich wil nit des Tüffels werden umb so wenig Geltz. Aber umb vil Geltz wil ich sein sein.‹ Der Ritter sagt es dem Fürsten, und der Fürst wolt es nit glauben und fragt in selber. Da sprach der Priester, es wer also.

Es kumpt etwan, das die Leien den Pfaffen übel reden, die vil Pfründen haben, und sie sein selber schuldig daran. Wan wen sie Pfründen zů verleihen haben und ledig werden, so leihen sie es iren Fründen und iren Vettern, die vor vil Pfründen haben. Warumb leihen sie es nit einem armen Priester, deren leider jetz vil sein, die betlen gon und keine haben? Warumb? Sie haben iren Weibern kein Beltz kaufft oder Mentel, Röck oder Schuben, und dem Man ein Pferd etwan für 30 Guldin oder ein silberin Becher. Aber die vor vil Pfründen haben, die vermögen semlichs, die müsen die Pfrün auch haben. Darumb so sein sie schuldig daran. Ich wolt wol ein eigen Bůch machen von den Pfründenkremern, wie es zůgat, und wie sie semliche ellende Döt nemen; aber dis kurtz Werck mag es nit erleiden. Bedenck es selber, wie es zůgat!

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 313.
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