Von Ernst das 681.

[380] Pelagius ward geschlenckert.


Es was ein Tiran, ein Türck, der durchecht die Christenheit und gewan ein Stat, die hieß Corduba, von der Stat Seneca geboren was. Und zoch darnach in Hispania und gewan vil Graffschafften, Land und Lüt und fůrt etlich uß dem Land gefangen und schatzt sie. Er überwand ein grosen Herren, den schatzt er, und er mocht im nit geben, was er wolt. Da wolt der Türck den Herren oder sein Sun mit im hinweghon für ein Pfant. Der Sun hieß Pelagius, der sprach zů seinem Vatter: ›Ich wil mich in die Gefencknis geben; ich mag baß leiden und dienen dan du. Du bist alt und schwach, so bin ich noch jung und starck.‹ Der Vatter sprach: ›Ich hab noch drei Tag in dem Faß, dan so far ich darvon, und du bist noch jung, du magst dem Land noch nützlich und gůt sein. Es ist besser, ich werd hinweggefürt.‹ Und der jung Pesagius ward hinweggefürt und in ein Thurn gelegt.

Die Diener des Türcken rieten dem Türcken, er solt den Pelagium uß dem Thurn lassen und im lassen dienen; sie wüßten wol, das er ein Sodomita was. Der Türck hieß in im bringen. Der Pelagius was mager und ungestalt worden, und sie legten im hübsche Kleider an, das er mocht vor dem Tisch des Tirannen ston. Und da er im ein Zeitlang gedient het, da gefiel er im so wol, und nam in uff einmal an ein Ort und fieng an umb in zů bůlen, er solt by im schlaffen, er wolt in reich machen und verhieß im, er wolt im ein Land yngeben. Er sprach: ›Her, ich bin ein Cristenmensch, ich sol semlich Ding nit thůn. Für dismal sollen ir mir der Ding nit me gedencken.‹ Es bleib also ston.[380]

Und nit lang darnach da satzt sich der Tiran aber an in und wolt im ein Kuß geben. Pelagius zuckt ein Fust und schlůg in in das Angesicht, das im Mund und Naß blůtet. Der Tiran gebot, man solt Pelagium in ein Schlencker legen und in zů dem Zil werffen über das Wasser nach ires Lands Sitten. Es lieff alle Welt hinuß über das Wasser, und wolten lůgen, wie Pelagius zerfallen wer. Da fand man in da sitzen, und was im nichtz geschehen. Man sagt es dem Tirannen. Da gebot er, man solt im sein Kopff abschlagen und den Leib in das Wasser werffen. Das geschahe, und der Leib und das Haupt schwamen das Wasser abhin.

Da waren Fischer, die waren Cristen, die namen den Leib heruß und sahen wol, das er ein Cristenmensch was gewesen, und machten ein groß Feüer und legten das Haupt daryn und batten Got, er wolt inen ein Zeichen geben, wer er ein gewarer Martirer, das im das Feüer kein Schaden thet; wer er aber sunst ein frumer Cristen, so solt er ein Zeichen an der Stirnen haben. Da sie das Haupt herußtheten, da was es schöner dan Gold, als lebt es noch. Also hielten sie in für ein Martirer und lobten Got.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 380-381.
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