Geigenklang und Flötenton ...

[84] Geigenklang und Flötenton und Zimbalschlag,

Gibt's noch einen, den da Leid bedrücken mag?

Ei, der bringe alle Trübsal rasch zum Schweigen,

Eh noch wir dazu den rechten Weg ihm zeigen!


Denn der Kummer ist ein bitterböser Gast,

Der uns gleich an unsrem Blut und Leben faßt,

Und der Gram ein Wurm, der nagt an unsrem Herzen,

Wegzuspülen nur mit Wein und auszumerzen!


Wein ist Leben, Wein ist Feuer, wie der Kuß!

Küsse, Mädchen, weil ich Küsse haben muß!

Heiß sind deine Küsse wie der Sonne Glühen,

Das den kahlen Baum des Lebens macht erblühen!


Nur am frischen Zweige sprießen Blätter grün,

Ohne solchen Schmuck werf' auch den Zweig ich hin.

Den entlaubten Stamm, den dürren, blätterarmen,

Fegt der Sturmwind »Tod« von hinnen, ohn' Erbarmen!


»Tod«, ein schweres, dunkles Rätsel! Weder Zeit

Noch der Witz des Menschen wüßte da Bescheid!

Ist mir Segen, Fluch beschieden nach dem Leben?

Gibt's ein Jenseits? Wird's da Wein und Liebe geben?
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Doch, was scher' ich mich so viel um Grabesnacht?

Froh genieß' ich, was das Leben heiter macht!

Und was wäre da, als Wein und Mädchen feiner?

Wein und Mädchen sollen leben! – Spiel', Zigeuner!

Quelle:
Petöfi, Alexander: Poetische Werke in sechs Bänden. Bd. 3, Wien, Leipzig 1910, S. 84-86.
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