Acht und achtzigstes Sonett.

[157] So will ich denn, Sennuccio, dir entfalten

Die Kunde meines Lebens, meiner Wehen: –

Noch glüh' ich und vergeh', wie sonst geschehen,

Mich lenket Laura; doch es bleibt beym Alten.

Demüthig bald, bald stolz ist ihr Verlangen,

Bald rauh, bald mild, bald bös, bald fromm zu sehen;

Bald seh ich ehrbar sie, bald liebreich stehen,

Bald sanft, bald wild und zorniglich sie walten.

Hier sang sie süß, und setzte dort sich nieder;

Hier wandt' sie um, dort hielt im Gang sie innen;

Schlug mit dem Aug' hier meinem Herzen Wunden;

Sprach da ein Wörtchen, lächelte dort wieder,

Verfärbte hier sich. Ach, in solchem Sinnen

Hält Amor, unser Herr, mich stets gebunden.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 157.
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