Dreyhundert und zehntes Sonett.

[86] Tod hat verlöscht die Sonne, die mich blendet;

Die starken Augen sind von Nacht umhangen;

Staub ist, von der ich Frost und Wärm' empfangen;

Statt Lorbeer Ulm' und Eiche mir gespendet.

Zu Glück und Leid mir hat sich's so gewendet;

Nicht ist, der Muth mir senk' in's Herz und Bangen,

Nicht, der mit Eis und Gluth es könnt' umfangen,

Nicht, der wie sonst mir Schmerz und Hoffnung sendet.

Der Hand entrücket deß, der heilt und kränket,

Der mir gebracht so langen Jammers Schwere,

Seh' ich mir Freyheit, bitter-süß, geschenket;

Und auf zum Herrn, den dankbar ich verehre,

Der mit den Brau'n die Himmel trägt und lenket,

Vom Leben müde, doch nicht satt, ich kehre.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 86-87.
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