Dreyhundertstes Sonett.

[81] Auf falschen Weg trieb Lieb' und Schmerzens Walten

Jüngst meine Zunge, ausgelernt in Klagen,

Von ihr, für die ich glüht' und sang, zu sagen,

Das, wär' es wahr, für Unrecht wär' zu halten.

Wohl sollte Lind'rung meinem Weh' entfalten

Die Selige, das Herz nicht mehr verzagen,

Seit Wohnung sie bey Jenem aufgeschlagen,

Den lebend sie im Herzen stets gehalten.

Auch zag' ich nicht, und lindernd fühl' ich's weben,

Und will sie mehr nicht sehn in dieser Hölle,

Vielmehr allein will sterben ich und leben.

Denn schön, wie nie, mit innern Blickes Helle

Seh' ich mit Engeln sie im Fluge schweben,

An ihr' und meines ew'gen Herren Schwelle.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 81-82.
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