Einhundert ein und vierzigstes Sonett.

[183] So oft der Zeit ich und des Orts gedachte,

Wo ich mich selbst verlor, und werther Schlingen,

Mit welchen Amors Hände mich umfingen,

Was Bittres süß, Weinen zum Spiel mir machte,

War Schwefel ich und Zunder, und es fachte

Der sanfte Hauch, den stets ich hör' erklingen,

Das Herz zu Flammen, die mir Freude bringen

Und Nahrung auch; – das Andr' ich wenig achte.

Die Sonne, die allein mein Auge siehet,

Erwärmt mich immer noch mit Liebesschimmer

Am Abend, wie sie früh es mir erzeiget,

Und leuchtet so mir aus der Fern' und glühet,

Daß das Gedächtniß, frisch und treu, wie immer,

Die Schlinge nur, die Zeit, den Ort mir zeiget.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 183-184.
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