Einhundert fünf und fünfzigstes Sonett.

[5] Es pflegt mein Schiff zu Mitternacht im Kalten

Durch Scylla und Charybd' auf rauhen Se'en,

Beladen mit Vergessenheit, zu gehen;

Das Steuer hat mein Herr und Feind erhalten;

Gedanken schnell und kühn die Ruder halten,

Die, scheint es, Sturm und Untergang verschmähen;

Und vor der Seufzer rastlos feuchtem Wehen,

Der Wünsch' und Hoffnungen, die Segel spalten.

Des Unmuths Nebel und der Thränen Sprühen

Erweichend die schon schlaffen Taue tränken,

Die Irrthum und Unwissenheit durchwinden;

Meine zwey süßen lieben Sterne fliehen,

Ertränkt in Fluth ist Kunst und kluges Denken,

Daß ich verzweifle, je den Port zu finden.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 5.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Canzoniere
Canzoniere - Eine Auswahl (Italienisch/Deutsch)
Canzoniere: 50 Gedichte mit Kommentar. Ital. /Dt.
Canzoniere. Zweisprachige Gesamtausgabe.
Canzoniere
Canzoniere /Triumphe /Verstreute Gedichte: Ital. /Dt.