Einhundert sieben und achtzigstes Sonett.

[21] Wenn Liebestreu', ein Herz, das sonder Lügen,

Ein süßes Schmachten, höfliches Verlangen,

Wenn frommer Wunsch in edler Gluth empfangen,

Wenn langes Irr'n auf Labyrinthes Stiegen,

Wenn jeglich Denken, frey gemahlt in Zügen,

Oder in Worten, die bald Scham, bald Bangen

Verschluckt, daß sie zum Ohre kaum gelangen,

Wenn Veilchenblaß, wo Liebesgluthen siegen,

Wenn Andre lieber als sich selbst gewinnen,

Wenn Weinen nur und Seufzen nach wie ehe,

An Schmerzen, Zorn und Kummer nur sich weiden,

Wenn fern erglühen, nah zu Eis gerinnen,

Die Gründe sind, daß liebend ich vergehe, –

Ist's, Herrinn, eure Schuld, und mein das Leiden.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 21.
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