Fünf und zwanzigstes Sonett.

[125] Schon stand der Liebe Stern in Ostens Zinnen,

Der andre, gegen den in Zorn sich wandte

Juno vordem, an Nordens fernem Rande,

Ließ seine Strahlen hell und leuchtend rinnen;

Vom Lager hob sich Mütterchen zum Spinnen,

Blies barfuß, gürtellos die Gluth zum Brande;

Die Stund' erschien, so Thränen immer sandte,

Stört trennend sie der Liebe traulich Minnen;

Als meine Lust, der fast der Docht verglommen,

Zum Herzen kam, nicht auf gewohnten Wegen,

Den schlafumgossenen und thränenfeuchten.

Ach! wie so anders trat sie mir entgegen!

Und sprach: »Was hat den Glauben dir genommen?

Dir werden ferner diese Augen leuchten.«

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 125.
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