Fünftes Sonett.

[115] So irrt mein thöricht Streben ab vom Wege,

Ihr, die zur Flucht sich wandte, nachzudringen,

Die leicht entfliegt und frey von Amors Schlingen,

Vor mir, der langsam nach ich zieh' und träge;

Daß, wie ich ruf' und es zum sichern Stege

Verweis', es um so minder nur zu zwingen.

Kein Sporn, kein Zügel kann zurecht es bringen,

Denn widerspenstig macht es Amors Pflege.

Und wenn's den Zügel mit Gewalt ergreifet,

So muß ich seine Herrschaft auch ertragen,

Die mich zum Tode führet wider Willen,

Dem Lorbeer bloß zu nahn, auf welchem reifet

Nur bittre Frucht, so denen, die sie brachen,

Mehr Schmerzen geben kann, als Schmerzen stillen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 115.
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