Neun und fünfzigstes Sonett.

[142] Ich bin so müde unterm Druck der Sünden,

Dem alten, und der schuldbefangnen Weise,

Daß ich zu irren fürcht' einmahl vom Gleise,

Und mich in Widersachers Hand zu finden.

Wohl kam ein großer Freund, mich zu entwinden

Durch höchste Huld, die nie ich sattsam preise

Drauf flog er schnell aus meiner Augen Kreise,

Daß ich umsonst umschau', ihn zu erkünden.

Doch tönet laut noch seines Worts Verkünd'gung:

»Belad'ne ihr, seht da aus dem Bedrängniß

Den Pfad! Kommt her, wenn euch kein Andrer zügelt!«

O welche Gnad' und Liebe, welch' Verhängniß

Gibt Taubenschwinge mir, die aus Versünd'gung

Zur Ruh' empor mich von der Erden flügelt!

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 142.
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