Neun und sechszigstes Sonett.

[147] Die schöne Donna, der mit treuem Minnen

Du zugethan, ist schnell von uns geschieden,

Gestiegen, hoff' ich, zu des Himmels Frieden;

So süß, so lieblich war ihr Thun und Sinnen.

Zeit ist's, die Schlüssel wieder zu gewinnen

Zum Herzen dein, die sie besaß hienieden,

Und graden Pfads zu folgen ihr. Ermüden

Mag fürder dich kein irdisches Beginnen.

Nun du erlediget der größern Mühen,

Kannst leicht du von dir werfen all' die andern,

Und als ein led'ger Pilgrim weiter ziehen.

Wohl siehst du nun, wie alles, was geboren,

Zum Tod' enteilt, wie zu den finstern Thoren

Der Seel' es Noth thut frey und leicht zu wandern.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 147-148.
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