Neun und vierzigstes Sonett.

[137] Weh mir, der ich einst schlecht mich vorgesehen

Am Tag', als Amor kam, mich zu bekriegen,

Der Schritt für Schritt zum Herrn emporgestiegen

Von meinem Leben und besetzt die Höhen!

Ich glaubt', es könne nimmermehr geschehen,

Nie könne seiner Feile je erliegen

Gestählten Herzens Kraft, und so versiegen;

So pflegt's dem, der sich überschätzt, zu gehen!

Alle Vertheid'gung kommt von jetzt zu späte,

Als, zu versuchen, ob Amor bemerke

Mehr oder minder sterbliche Gebethe.

Nicht bitt' ich jetzt, noch wär' es an der Stelle,

Daß sich mein Herz entzünd' in mäß'ger Stärke,

Doch wohl, daß ihr ein Theil der Gluth auch quelle.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 137.
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