Sechs und achtzigstes Sonett.

[156] Verfolgt von Amor nach bekannten Weiten,

Wie Einer, den ein naher Krieg erschrecket,

Der klug die Pfade rings sperrt und verstecket,

Stand ich, bewehrt mit Bildern alter Zeiten,

Und sahe einen Schatten, den zur Seiten

Die Sonne warf und an der Erd' entdecket

Ich sie, die, wenn kein Truggebild mich necket,

Mehr werth war, mit Unsterblichen zu schreiten.

Ich sprach: »Mein Herz, was soll dein Grausenkünden?«

Doch kaum war der Gedanke mir gekommen,

Als Strahlen, mir verderblich, niederglommen.

Wie Blitz und Donner sich zugleich entbinden,

So nahte mir ein süßer Gruß zusammen

Mit zweyer schönen Augen lichten Flammen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 156.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Canzoniere
Canzoniere - Eine Auswahl (Italienisch/Deutsch)
Canzoniere: 50 Gedichte mit Kommentar. Ital. /Dt.
Canzoniere. Zweisprachige Gesamtausgabe.
Canzoniere
Canzoniere /Triumphe /Verstreute Gedichte: Ital. /Dt.