Zwey und vierzigstes Sonett.

[133] Wenn ich mit Blindheit, die das Herz versehret,

Die Stunden zählend, mich nicht selbst betrogen,

So flieht die Zeit, dieweil mein Sprechen währet,

Die mir zum Lohn Verheißung zugewogen.

Welch böser Schatten hat die Saat verzehret,

Von der ich bald mir theure Frucht erzogen?

Welch Wild ist's, so durch meine Hürde fähret?

Welche Wand zwischen Aehr' und Hand gezogen?

Nicht weiß ich's, ach! das aber ward ich inne,

Daß, um mein Leben mehr mir zu verleiden,

Amor mich führt' in solcher Hoffnung Freuden.

Und nun steht, was ich las, mir vor dem Sinne:

»Daß keiner, sich vor seinem letzten Scheiden

Glücklich zu preisen, je das Recht gewinne.«

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 133-134.
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