Zweyhundert fünf und dreyßigstes Sonett.

[49] Wenn Amor uns nicht Rath auf's Neue spendet,

Muß mit Gewalt dem Leben ich entsagen,

So Furcht und Schmerz die trübe Seele plagen,

Denn Sehnsucht lebt und Hoffnung hat geendet.

Drum ist dem Leben Trost und Muth entwendet,

Es zagt und kann bey Tag und Nacht nur klagen,

Matt, steuerlos durch stürmisch Meer getragen,

Auf schwier'gem Pfad, ohn' treu Geleit' entsendet.

Denn seine Führerinn ist nur erdichtet,

Die wahr' im Grabe, nein, in Himmelsauen,

Von wo in's Herz sie strahlt, wie nie, gelichtet;

In's Auge nicht; ein Schleyer hält voll Grauen,

Wehrend den theuren Strahlen, es umdichtet,

Und lässet so mich vor der Zeit ergrauen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 49.
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