Zweyhundert fünf und neunzigstes Sonett.

[79] Süß, köstlich, theures Pfand, das mir entwendet

Natur, dem nun der Himmel Schutz verliehen,

Warum willst deine Huld du mir entziehen,

O Stütze, meinem Leben einst gespendet?

Sonst hast im Schlummer mindest du gesendet

Mir deinen Anblick; läßt mich nun verglühen

Ohn' Kühlung; und wer heißet dich verziehen,

Da ja dort oben Haß und Zürnen endet?

Weßhalb hier unten wohl huldreiche Seelen

Manchmahl erfreut, was Andre Leides tragen,

Daß Amor sich aus seinem Reich muß stehlen.

Der du mich innen siehst und kennst mein Plagen,

Und einzig enden kannst so großes Quälen,

Mit deinem Schatten sänft'ge meine Klagen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 79.
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