Zweyhundert und dreyßigstes Sonett.

[46] Daß Leben flieht und kann nicht Ruhe finden,

Und eilend kommt der Tod ihm nachgegangen,

Und Gegenwärtiges, und was vergangen,

Ja Zukunft selbst mir steten Kampf entbinden;

Erwartung und Erinnerung entzünden

Mich wechselnd so, daß, hielte nicht ein Bangen,

Ein Mitleid mit mir selber mich gefangen,

Längst hinter mir des Lebens Schranken stünden.

Da schwebt mir vor, was Süßes je beschieden

Traurigem Herzen; anderseits dann schaue

Mein Schiffen ich ringsum bedroht von Stürmen;

Ich seh' das Glück im Port und schon ermüden

Den Steuermann, zerbrochen Mast und Taue,

Und bleich die schönen Lichter, so mich schirmen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 46-47.
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