Zweyhundert und fünfzehntes Sonett.

[35] Ich lausch' und kann doch Kunde nicht erlangen

Von meiner süßen Gegnerinn Beginnen;

Noch weiß ich, was ich sagen soll und sinnen,

So wiegt das Herz in Hoffnung sich und Bangen.

Schon Einigen hat Schönheit Weh verhangen;

Schöner ist sie, als All', und keuscher innen;

Vielleicht daß Gott so Reine trug von hinnen,

Daß sie ein Stern am Himmel sollte prangen,

Ja eine Sonne; drum mit langen Leiden

Und kleinen Rasten muß mein Leben gehen

Zu Ende nun. Warum, o hartes Scheiden,

Hältst du so ferne mich von meinen Wehen?

Vollbracht sind meines Schauspiels kurze Freuden,

Auf halbem Weg zum End' ich schon ersehen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 35.
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