Zweyhundert und zweytes Sonett.

[28] Der hohe Herr, vor dem nicht flücht'ge Eile,

Wehr und Verbergen Schutz vermag zu spenden,

Hatte mein Herz, zur Freud' es hinzuwenden,

Entbrannt mit einem glühen Liebespfeile;

Und schmerzt' auch tödtlich gleich in erster Weile

Der Schuß; um sein Beginnen zu vollenden,

Nahm einen Pfeil des Mitleids er zu Händen,

Daß er dem Herzen Wund' auf Wund' ertheile.

Die eine Wunde Gluth und Flamm' entbindet,

Thränen die andre, so aus Augen senket

Der Schmerz, der mich um euer Leid befangen.

Erguß von zweyen Quellen nicht ertränket

Ein Fünklein nur der Brunst, die mich entzündet,

Vielmehr durch Mitleid wächset das Verlangen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 28-29.
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