Der siebente Auftritt

[230] Die Vorigen und Jakob.


JAKOB. Ihr Herr Sohn bittet um Erlaubnis, Ihnen aufzuwarten.

WILLHELM. Wo ist er, Jakob?

JAKOB. Bei Lucien, so glücklich und vergnügt, als er jemals gewesen ist.

WILLHELM. Und Lucie?

JAKOB. Sie ist vollkommen ruhig, und Amalie teilet ihre Freude mit ihrer Freundin und Ihrem Sohne.

ROBERT. Zweifelst du noch, Willhelm?

WILLHELM. Ach, Freund! soll es möglich sein, daß ich noch eine wirkliche Glückseligkeit hoffen dürfte? Karln und Amalien glücklich und Lucien ruhig zu wissen! Alle deine Wünsche, o Herz, sind erhört. Lieber, lieber Karl, wie hast du meiner Lucien ihre Ruhe wiedergeben können?

JAKOB. Ich glaube, daß es seine Absicht ist, Ihnen die Bedingungen, unter welchen er ihr dieselbe wiedergegeben hat, zu entdecken.

WILLHELM. Eile, meine ganze Seele ist Ungeduld. Sie sind alle eingestanden. Sie mögen sein, welche sie wollen. Nichts ist mir zu kostbar für Luciens Glückseligkeit. Jakob geht ab.

ROBERT. Nun, ist meiner Erfahrung noch die Falschheit des menschlichen Glücks fremd, oder bist du ein neuer Beweis, wie oft der kurzsichtige Mensch noch dann über sein Unglück seufzt, wenn er über seine Glückseligkeit frohlocken sollte?

WILLHELM. Nein! Robert, mein Herz fürchtet noch immer. Willhelm soll seinen Sohn, seine Lucie, beide glücklich in seine Arme schließen! Soviel[230] Glück! Verdient er dasselbe? Nein! Robert, mein Glück ist ein Schatten! Es ist Erdichtung.

ROBERT. Du verdienest dir zur Strafe, daß es ein Schatten, eine Erdichtung sein möge.


Quelle:
Die Anfänge des bürgerlichen Trauerspiels in den fünfziger Jahren. Leipzig 1934, S. 230-231.
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