Der achte Auftritt

[247] Die Vorigen und Betty.


BETTY. Ach Sir! Man hat diesen Augenblick in dem großen Garten einen Schuß gehöret, und vor wenigen Minuten hat Heinrich Ihren Sohn wütend mit einem Pistol in der Hand in den Garten gehen sehen. Sir Robert hat sich mit Zittern nach der Gegend des Schusses begeben, und er weiß nicht, ob er Sie soll bitten lassen, ihm nachzufolgen.

WILLHELM. Unglücklicher Vater, der den Tod seines Sohnes fast als eine Glückseligkeit wünschen muß. Betty, hilf Lucien! Sir Willhelm geht ab.

BETTY. Fräulein, Fräulein, werden Sie keine Märtyrerin der Liebe. Sir Karl lebt. Er wird den Augenblick bei Ihnen sein. Vergeben Sie mir, daß ich Sie notwendig habe erschrecken müssen.[247]

LUCIE. Mißgönnst du mir noch das Glück, zu sterben, ohne von dir gequält zu werden?

BETTY. Ist dies alle die Belohnung meiner Dienste? Hören Sie doch. Sein Selbstmord war das herrlichste Werk meines eigenen Witzes. Ich hatte schon voraus im Notfall, wenn der alte Herr nicht einwilligen wollte, ein neues Mittel erfunden, auch ohne seine Einwilligung Ihr Glück zu befördern. Karl hat sein Pistol so wenig tödlich für sich losgeschossen, daß er Sie gleich selbst abholen wird. Es war das bequemste Mittel, den Sir Robert, seinen Vater und alle Bedienten vom Hause zu entfernen und Sir Karls Flucht mit Ihnen zu befördern. Sein getreuer Heinrich hält schon Pferde an einem verborgenen Orte bereit. Die hereingebrochene Dunkelheit wird Ihrer Flucht günstig sein. Sehen Sie Sir Karln, Fräulein!


Quelle:
Die Anfänge des bürgerlichen Trauerspiels in den fünfziger Jahren. Leipzig 1934, S. 247-248.
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