Das zwölffte Capitel.

Von einem schönen Gewülck und bald darauf erfolgtem Donnerwetter, welches abermal D. Faustus auf einem Saal angerichtet.

[442] AUf kurtz vorhergangenes Wolgefallen deß Käisers fähret D. Faustus weiter zu, und nimt eines Tags wahr, daß ihre Käis. Maj. etlichen fremden Abgesandten, und andern Herren zu Ehren ein kostbares Panquet auf den Abend zugerichtet hatte, worbey auch das Frauenzimmer zugegen seyn muste. Nun wolte auch bey solcher Frölichkeit D. Faustus seine Kurtzweil mit einmengen, wol wissende, daß es der Orten nicht unliebig fallen würde; verschaffet demnach durch seine Kunst, daß in dem grossen Saal, allwo nemlich das Panquet gehalten wurde, dem Ansehen nach, ein Gewülck hinein rauschete, etwas trüb, gleich als wenn es bald regnen wolte, bald darauf zertrennte sich dieses Gewülcke, mit Vermischung weiß und blau, also daß solches herrlich anzusehen war; der Himmel stunde da gantz blau, und liessen sich die Sternen daran in voller Clarheit sehen, daß man auch den Mond im vollem Schein wahrname: etwan über eine Viertelstund hernach überlieffe sich das Gewülck wieder, und thate die Sonn einen starcken Blitz, daß sich alle versamlete Gäste creutzigten, sahen aber bald einen [424] schönfärbigen Regenbogen der Käiserlichen Tafel zugehen, der doch bald wieder vergieng. Und als D. Faustus vermercket und gesehen, daß bereits der Käiser und die vornemsten Herren mit ihm von der Tafel aufgestanden, die Dames aber und die sie bedienet, und ihnen aufgewartet, sich noch allda etwas aufhielten, sihe da überlieffe sich das Gewülck durch einen starcken Wind abermal, und erschiene fast trübe, da es denn bald anfienge zu blitzen und zu donnern, ja es fieng an zu kiesseln, und starck zu regnen, so, daß alle, so in dem Saal zugegen waren, darvon lauffen musten; welches denn dem Käiser alsobald ist angedeutet worden, der ob diesem zwar erstlich erschrack, weil er aber bald darauf vername, daß das Wetter ohne Schaden abgangen,[442] darzu nur ein durch Kunst deß D. Fausti zugerichtes Gewitter gewesen, hat er ein sonderbares Wolgefallen ob dieser Kurtzweil getragen. Diese Geschicht hat Christoff Wagner, sein Famulus, nebens obigen andern, fleissig aufgezeichnet.


Anmerckung.

I. Obwoln allhier D. Fausti gemachtes Wetter, Donnern und Blitzen, unschädlich gewesen, und nur zur Kurtzweil durch seine Zauberkunst angestellet worden, so ist doch gleichwol dieses gewiß, daß zu mancher Zeit Zauberer, Hexen und Unholden, wenn sie peinlich gefraget werden, bekennen und aussagen, daß sie durch gewisse Mittel, die sie kochen, machen und zubereiten, auch dieselbe über sich werffen, oder ausstreuen oder ausschütten, deßgleichen durch ihre Incantationes und Beschwörungen, Wettermachen, Regen, Reiff, Hagel Schlossen und dergleichen erwecken können; seynd auch deren viel, welche wenn etwan ein Ungewitter entstehet, so den Gewächsen deß Feldes, Korn, Früchten, und Weinstöcken Schaden thut, so sagen sie alsobald, daß deß Teuffels Geschmeiß, Hexen und Unholden solches mit ihrem zauberischen Wettermachen gethan.

[425] Nun finden sich zwar etliche unter den Gelehrten, welche dieses allerdings und blos dahin verneinen, daß sie es solten thun und Wetter machen können; wie solches zu verneinen sich Wierus weitläufftig unterstehet 1. 3. de Præstig. Dæmon. c. 16. Allein es verhält sich anderst, allermassen unter andern berichten und klärlich darweisen M. B. Waldschmid, Python. Endor. p. 218. und M. Freudius in Gewissens-Fragen von Zauberern p. 350. und ist zu wissen, daß solche Leute aus ihrer eigenen Gewalt und von sich selbsten kein Wetter machen können, welches auch der Teuffel aus seiner selbst eigenen Macht nicht thun kan, massen das Concilium Bracarense I, so in Portugall im Jahr Christi 620. gehalten, davon recht also gesprochen: Si quis credit, quod tonitrua et fulgura, et tempestates, et siccitates ipse Diabolus sua authoritate faciat, sicut Priscillianus dixit, Anathema sit. Das ist: So jemand glaubet, daß der Teuffel Donner, Blitz, Ungewitter, Dürre aus seiner eigenen Gewalt, und von sich selbsten machen könne, wie Priscillianus darfür gehalten, der sey verflucht.

Denn daß weder der Teuffel, noch seine Werckzeuge, die Zauberer, Hexen und Unholden dieses thun und zu Werck richten können, verstehe aus eigener Macht und Gewalt, das ist daraus offenbar, dieweil die H. Schrifft solches GOtt und seiner Allmacht allein zuschreibet.

[443] GOTT machet dem Wind sein Gewicht, und setzet dem Wasser seine gewisse Maß, er machet dem Regen ein Ziel, und dem Blitzen und Donner den Weg, sagt Hiob im 28 Cap. v. 25. 26. David schreibet auch das Donnern und Wettermachen, als ein sonderbares göttliches Majestät-Werck, GOtt dem HErrn allein zu, wenn er in seinem 18. Psalm, v. 8. sagt: Die Erde bebete und ward beweget, und die Grundveste der Berge regeten sich und bebeten, da er zornig war. Dampff gieng auf von seiner Nasen und verzehrend Feuer von seinem Mund, daß es darvon blitzet. Er neigete den Himmel, und fuhr herab, und dunckel war unter seinen Füssen, und Er fuhr auf dem Cherub, und flohe daher, Er schwebet auf den Fittichen deß Windes. Sein Gezelt um ihn her war finster, und schwartze dicke Wolcken, darinnen Er verborgen war. Vom Glantz für Ihm trenneten sich die Wolcken mit Hagel und Blitzen, und der HErr donnerte im Himmel, und der Höchste ließ seinen Donner aus mit Hagel und Blitzen.

[426] Und abermal, im 29. Psalm, v. 3. 4. sagt er: Die Stimme deß HErrn gehet auf den Wassern, der GOtt der Ehren donnert, der HErr auf grossen Wassern. Und Psalm 135. v. 7. Er, der HErr, lässet die Wolcken aufgehen vom Ende der Erden, Er macht die Blitzen samt den Regen, und lässet den Wind kommen aus heimlichen Örtern. Und wiederum Psalm 148. v. 8. Feuer, Hagel, Schnee, Dampff und Sturmwind richten sein Wort aus.

Also da GOtt die Egyptier mit harter Straff heimsuchen wolte, und seine Macht augenscheinlich an ihnen beweisen, da haben die Zauberer in Egypten den Hagel nicht gesotten, sondern der HErr hat Hagel regnen lassen über das gantze Land, daß Hagel und Feuer untereinander gefahren, und der Hagel auf dem Feld alles geschlagen, was darauf gewesen, beyde Menschen und Viehe, auch geschlagen alles Kraut auf dem Feld, und zerbrochen alle Bäume auf dem Feld. Dieses hat auch Pharao selbst erkennet, darum er zu Moyse und zu Aaron gesprochen: Bittet den HErrn, daß aufhöre solch Donnern und Hageln GOttes, wie zu lesen im 2. B. M. im 9. Cap. v. 9. et seq.

Also thut es nun GOtt, der solch Wetter macht, und durch seine Krafft Donner, Hagel und Ungewitter kommen läst, und regirets auch nach seinem Willen, und lässets auf einen Ort, auf ein Land oder Stadt, auf einen Acker oder Weinberg schlagen, und auf den andern nicht; der macht ihm seine Streich, der theilet dem Platzregen seinen Lauff aus, und dem Blitz und Donner den Weg, Job. 38. v. 25. wie solches nicht allein das Exempel deß Egyptischen Hagel und Donnerschlags bestättiget, sondern auch das Exempel der Städte Sodom und Gomorrha; da haben die Zauberer, Hexen und Unholden den feurigen Schwefelregen[444] nicht gemacht, sondern der HErr ließ Feuer und Schwefel regnen von dem HErrn von Himmel herab, und kehrete die Städte um mit der gantzen Gegend, als zu ersehen aus der erbärmlichen Histori, Genes. 19. v. 14. 25.

Da GOtt der HErr sein Gesetz auf dem Berg Sinai geben wolte, ist ein solch Donnern, Blitzen, Dampff, Rauch, Posaunen, Getümmel und Erdbeben gewesen, daß alles Volck gemeinet, sie müsten allda sterben, Exodi im 19. v. 18. und 20. v. 18. 19. Da Josua vor der Stadt Gibeon mit den fünff Königen streiten solte, da ließ Gott einen Hagel auf die Feinde fallen, und wurden derer mehr davon erschlagen, als die Kinder Israel mit dem Schwerd erwürgeten, im Buch Josuæ im 10. v. 11.

[427] Und ist es demnach nicht der erdichtete Gott der Heiden Jupiter, der Donner und Wetter machet, nicht der Vulcanus, welcher bey ihnen der Gott deß Feuers gewesen, der seine Diener und Knechte gehabt, deren der eine mit Namen Brontes oder Donner, der ander Steropes oder Blitz, der dritte Pyracmon, oder viel und dicke Klumpen Feuer, geheissen; derer Hülffe sich Vulcanus gebraucht hab, wenn er hab wollen donnern; sondern der wahre lebendige und allmächtige GOtt ist, der aus eigener Macht und Gewalt, Donner, Hagel und Ungewitter macht, durch dessen Gewalt und Krafft alles entstehet und sich erhebet, was in den Creaturen und durch dieselbe entstehet, und daher auch Hagel, Donner und Ungewitter.

Bey diesem allen aber muß man gestehen, daß GOtt dem Teuffel kan zulassen und verhängen, daß er bisweilen sein Spiel in der Lufft habe, daß er etwan an einem Ort einen schädlichen Wind, Donner, Hagel, Erdbeben, u.s.f. erwecket; wie solches daraus abzunemen ist, wenn im Büchlein Hiobs im 1. v. 19. gelesen wird, es hab der Satan, aus GOttes Verhängniß, einen starcken Sturm wind von der Wüsten her erreget, auch zuvor Feuer vom Himmel fallen lassen, v. 16. und dadurch dem frommen Hiob grossen Schaden an seinen Kindern und Gütern gethan.

So sagt auch David im 78. Psalm v. 49. daß der HErr habe böse Engel unter die Egyptier gesandt in seinem grimmigen Zorn, und habe sie lassen toben, wüten, und ihnen Leid thun; durch welche böse Engel der Teuffel verstanden wird mit seinen bösen Engeln, wie es Augustinus erkläret T. 8. super 78. Ps.

Also hat auch Johannes, seiner hohen Offenbarung im 6. v. 6. gesehen, daß da das dritte Sigel aufgethan worden, da sey ein schwartz Pferd heraus kommen, und der drauf gesessen hab eine Wag in seiner Hand gehabt, und hab eine Stimm unter den vier Thieren gesprochen:[445] ein Mas Waitzen um einen Groschen und drey Mas Gersten um einen Groschen, und dem Öl und Wein thue kein Leid. Womit diesem Reuter angedeutet worden, daß er zwar die Früchte, Weitzen und Gersten verderben, und eine Theurung darinnen verursachen soll, aber Öl und Wein soll er verschonen. Woraus erhellet, daß wenns GOtt verhängt und zulässet, so sey es dem Teuffel wol müglich, das Gras, Getreide, den Wein, die Früchte auf dem Felde und an den Bäumen zu verderben.

[428] Uberdas, so ist auch der Teuffel ein Fürst, der in der Lufft herrschet, Ephes. 2. v. 2. und unter dem Himmel, Ephes. 6. v. 12. Herrschen aber heist soviel, als Macht und Gewalt über etwas haben. Woraus denn folget, daß er auch Macht habe, wenn es ihm GOtt verhängt, Blitz, Donner, Regen, Schlossen und dergleichen zu erwecken.

Er ist auch der erfahrnste Physicus und Meister der Natur, der in der Welt ist, der wol weiß was die Natur vermag und zu wege bringen kan, darum er auch mit dem Wetter grossen Schaden und Wunder treiben mag.

Es vermeinen auch etlich, alleg. Dn. D. König, in Heptad. Cas. Consc. Misc. p. 49. weil der Teuffel Wissenschafft habe, daß, wenn es allhier bey uns Sommer, an einem andern Ort der Welt dargegen Winter seye, und wenn denn seine Hexen durch Hagel, Frost, Schnee, u.s.f. wollen jemanden Schaden thun, so könne er in gar kurtzer Zeit, als ein mächtiger geschwinder Geist, aus dem Winter-Land, durch die Wolken und Lufft, solche Ungewitter ins Sommer-Land führen, und an dem Ort mit grossem Ungestümm ausschütten, dahin der Hexen Neid und Haß seinen Radium gestrecket hat. Daher es ihm wol müglich, daß er in einer Stuben, oder sonst an einem engen Begriff zugleich Sommer und Winter, Schnee und Hitz machen kan. Denn so weit sich die Natur erstrecket, so weit kan er dieselbige aus GOttes Verhängniß, mißbrauchen.

So auch GOtt dem Teuffel zuläst, daß er die Menschen entweder um ihrer Sünden willen, oder andern zum Exempel leiblich besitzet, oder sie am Leib beschädiget, und an ihrer Gesundheit verderbet, wie wir davon die Exempel in GOttes Wort haben, warum solte er es ihm nicht auch zulassen und verhängen, den Menschen zur Straff um ihrer Sünden willen Wetter zu machen, und die Früchte zu verderben?

Wie nun aber der Teuffel selbsten dieses thun kan, jedoch aus GOttes Verhängniß, und aus der Macht und Gewalt, die er aus Gottes Zulassung hat: also können auch seine Liebe; Getreue, die Zauberer, Hexen und Unholden thun, jedoch abermal nicht von sich selbsten, sondern mit Hülff deß Teuffels, mit dem sie im Bund stehen, und können dadurch mancherley Schaden verursachen, aber anderst nicht, wie gesagt,[446] als durch GOttes Verhängniß.

Jedoch ist nimmermehr zu glauben, daß solche Wetter entstehen durch der Hexen Zauberwort, oder andere Mittel, die sie [429] kochen und machen, und daß sie die Krafft haben solten ein Wetter zu machen. Denn welcher vernünfftiger Mensch wolte dieses glauben, daß ihre Zauberwort, Characteres und Zeichen, oder ihre Zauberkocherey solche Krafft haben solten, Donner, Hagel, Schlossen, Regen und dergleichen zu machen? wiewol sie der Teuffel dessen, doch fälschlich, beredet, daß sie solche Krafft sollen haben, daß, wenn sie ihre Wort sprechen, und einen Stein hinderrucks gegen Untergang der Sonnen werffen, oder Sand aus einem Bach nemen, und denselben über sich in die Lufft werffen, oder Bürsten von Schweinen in einem Hafen kochen, oder Holtz über zwerch über einen Fluß legen; wie diese vermeinte Künste Wetter zu machen, im Buch, Malleus Maleficarum genant, erzehlet werden, alsdenn dadurch ein Wetter soll gemacht werden.

Ja der Teuffel beredet und blendet viel Hexen und Unholden, als ob sie dieses oder jenes Wetter durch ihre Mittel gemacht hätten, welches doch vielmehr er selbsten gethan, aus GOttes Zulassung, und wol zu glauben ist, daß er nach vieler Theologen Meinung, diesen Proceß halte, wenn er, als ein erfahrner Naturkündiger, aus den natürlichen Zeichen und Ursachen mercket, daß ein gefährliches und schädliches Ungewitter von Hagel und Schlossen kommen werde, so berede und treibe er die Hexen und Unholden dahin, daß sie dieses oder jenes thun und gebrauchen sollen, so werden sie unfehlbar darmit ein Wetter machen: Wenn denn nun das Wetter darauf erfolgt, so berede und belüge er sie fälschlich, ihre Mittel seyen so stark und mächtig gewesen, daß sie gemacht, daß ein Nebel aufgestiegen, die Wolcken in der Lufft zusammen getrieben, und Sturm und Wind, Hagel und Schlossen herbey geführet; wordurch sie auch in ihrer Zauberey und Gehorsam gegen dem Teuffel gestärcket, und je länger je mehr erhitzet werden, ihren Mutwillen zu treiben, und sich an ihren Feinden zu rächen. Wenn aber das Wetter nicht folget, und GOtt ihm den Compaß verrucket, so schilt der Unflat die Hexen, misset die Schuld entweder ihnen bey, sie seyn mit ihren Mitteln entweder zu frühe oder zu spat kommen, schlägt sie auch wol, mit Vorwenden, daß sie darmit unfleissig seyn umgangen; oder weiß sonsten seine Ausflüchte zu suchen, und vorzuwenden, daß das Glockenleuten (wie an etlichen Orten bräuchlich) das Wettersegnen, und dergleichen, das Ungewitter abgewendet haben.

[430] Ob nun wol dieses nicht zu verneinen, so ist doch gleichwol dieses gewiß, daß, weil der Teuffel von Gott oft Erlaubniß hat, den Menschen Schaden zu thun, so gebrauche er auch, seine Mithelffer und Werckzeuge,[447] Zauberer, Hexen und Unholden dazu, auch im Wetter-machen; nicht zwar daß er ihrer Hülff bedürffe, oder daß sie von sich selbsten aus ihrer Macht und Gewalt etwas thun könten, sondern daß er sie in seiner Devotion und Dienst desto treulicher erhalte, und daher will er auch von ihnen, daß sie ihr Zauberwerck selbsten mit angreiffen sollen, und haben sie nicht allein von ihm diesen Befehl, ulciscimini aut moriemini, rächet euch, oder ihr müsset deß Todes seyn, Del Rio 1. 2. qu. 16. p. 206. sondern sie werden auch von ihm angemahnet und getrie ben, ihre Materien zu kochen, zu sieden und auszuschütten, und darmit Schaden zu thun.

Der H. Augustinus hat auch dafür gehalten, Elementa permissu DEI à Magis concuti posse, daß auch die Element von den Zauberern können bewegt werden, durch GOttes Verhängniß. Denn was sie allein und von sich selbsten nicht thun können, das können sie durch Hülff deß Teuffels und GOttes Zulassung thun.

Lutherus ist auch dieser Meinung gewesen, massen denn seine Wort hiervon also lauten, T. I. Jen. Lat. p. 219. possunt Sagæ tempestates, tonitrua concitare, perdere fruges, occidere pecora, das ist: Es können die Hexen Wetter und Donner erwecken, die Früchte verderben, das Viehe tödten, u. d. g.

Die Exempel habens ebenmässig bezeuget und beglaubet. Zu Berlin verlor ein Weib Anno 1553. ihr Kind, das fand sie in ihres Nachbarn Haus, aber es war bereits in Stücken zertheilet, und stunde bey dem Feuer in einem Hafen, und kochete. Als nun dieses der Obrigkeit alsobald angezeiget worden, ließ sie die Thäterin, derer zwo waren, die es ermordet hatten, einziehen, dieselbe bekenneten, wenn ihr Kochen vollbracht worden wäre, so solten solche Wetter kommen seyn, daß alle Früchte auf dem Felde hätten müssen verderben. Manlius in Collectan.

Im Bistum Basel und Straßburg seynd zwo Hebammen verbrennet worden, deren die eine viertzig, die ander unzehlig viel, junge Kindlein getödet, denen sie grosse Nadeln in ihre Häuptlein gedruckt: dergleichen an andern Orten mehr geschehen.

[431] Solcher Mord, der an unschuldigen ungetaufften Kindlein vollbracht wird, ist nicht allein der schröcklich ste, sondern auch dem Teuffel am aller angenemsten, denn er beredet sein Hexen-Gesind, daß etwas sonderbares an einem ungetaufften Kindlein sey, damit sie Wetter machen, und grosse Wunder verrichten können.

Andr. Cæsalpinus, de Dæmon. invest. c. 11 schreibet, es seyn Männer gefunden worden, die nicht allein Hagel, sondern auch Donner machen können: doch haben sie dabey ausdrücklich bekennet, se non[448] posse lædere, quoscunque vellent, sed eos tantum, quos Deus dereliquisset, das ist: sie könten nicht alle und jede verletzen oder beschädigen, welche sie wolten, sondern allein die, welche GOtt verlassen hätte.

Manlius erzehlet von einem Cardinal, daß er seinen geladenen Gästen ein Stücklein hab gemacht und sie sehen lassen, indem er etliche zauberische Weiber hab herfür gebracht, die ein Wetter gemacht, und als das Wetter vergangen, seyn sie auch wieder verschwunden.

Im Malleo Maleficarum wird gedacht, daß im Jahr 1488 im Costnitzer Bistum dermassen ein überaus grausames Wetter von Donner, Hagel und Blitzen sey angangen, daß auf eine Meile herum alle Früchte deß Lands seyn beschädiget und verderbet worden. Alles Landvolck verklagte deßhalben die Zauberer: man fienge zwey beschuldigte Weiber, eine Anna von Mindelheim genant, die ander Agnes. Als es nun mit ihnen an die Peinliche Frag kommen, haben sie es zwar erstlich gelaugnet, aber zuletzt, als jede besonders gefragt worden, hat jede bekandt, daß sie beyde auf einen Tag mit ein wenig Wassers in Felde gewesen, und als eine von der andern nichts gewust, habe jede eine Grube gemacht, und das Wasser darinnen gerühret, und betrübet bis auf den Mittag, und etliche Wort darzu gemurmelt, und den Teuffel angeruffen: darauf so bald sie zu Hause kommen, sey das gedachte Wetter eingefallen, und diesen Schaden gethan. Diese zwo Wettermacherinnen seynd auch darum lebendig verbrennet worden. Bodinus, Dæmonom. Teutsch. p. 137.

Herr Lutherus erzehlet in den Tischreden f. 86. folgende Histori; daß zwo Zauberinnen in eine Herberg gekommen seyn, und zwey Krüge mit Wasser gefüllt mit sich gebracht, und bey sich niedergesetzet; und als sie gemeinet, sie wären [432] alleine, habe die eine zu der andern angefangen: Ob es dem Korn oder dem Wein gelten solte? Welches der Wirth aber ohngefehr gehöret. Da nun die Zauberinnen zu Bette und Schlaffen gegangen, hab der Wirth die Krüge genommen, und über die beyden Bestien gegossen, wovon, dieweil das Wasser stracks in Eys verwandelt worden, beyde Hexen von Stund an todt blieben.

Also bekante eine Hexe zu Waldshut, im Costnitzer Gebiet, daß, als sie wargenommen, wie alles Burgervolck bey einer Hochzeit war, und sich mit Tantzen erlustigte, sie aber allein ungeladen gewesen, sich aus Neid und Zorn bey hellem Tage, daß es die Hirten gesehen, vom Teuffel auf ein kleines Berglein, nahe bey dem Städtlein, habe vertragen lassen, und als es ihr an Wasser gemangelt, welches sie in eine Grube, die sie, wie sie bekante, nach gewöhnlichem Gebrauch zu Erregung eines Ungewitters gegraben gehabt, eingiessen wollen, habe sie S. V. ihr eigen Wasser darein gelassen, selbiges umgerührt, und[449] etliche Wort darzu gesprochen; bald hernach sey der Himmel, so sonst hell und klar gewesen, trüb und dunckel worden, und ein ungestüm Hagelwetter darauf erfolget, und allein das Städtlein samt allen denen, so bey dem Tantze waren, getroffen. Die Zauberin sey wiederum in die Stadt gekehret, welche, als sie die Leute ersehen, haben sie alle dafür gehalten, es müste die alte Wettermacherin solchen ungestümmen Hagel erreget haben. Als sie nun gefänglich eingezogen worden, haben die Hirten bekant, wie sie die Vettel damals in der Lufft gesehen hätten: welches sie alles bekant, und ist darauf lebendig verbrennet worden. Bodinus Dæmon. Teutsch p. 138.

Im Land zu Trier war ein Bauer, der setzte einsmals mit seinem achtjährigen Söhnlein Kraut im Garten, und weil er es nicht allerdings recht machte, lobet er das Töchterlein, als mehr verständiger zu solchem Handel; der gefiele es wol, daß man sie lobte, und sagt, sie könte noch wol anders, und etwas wunderlichers thun. Der Vatter war begierig zu wissen, was denn dasselbe wäre? das Töchterlein sagte, er solte nur ein wenig beyseit tretten, so wolte sie hier oder da im Garten, wohin er wolte, regnen lassen. Er gieng auf einen Ort; da macht das Mägdlein ein Grüblein, und thät ihr Wasser darein, rührets mit einem kleinen Stecken, und murmelt gewisse Wort darüber: darauf fiel alsobald der Regen [433] auf den gezeigten Platz. Ei, sprach der Vatter, wer hat dich so weise gemacht? Sie antwortet, die Mutter, die dieses, und noch viel andere Sachen mehr kan. Der Bauer war eiferig auf das Werck, nahm sich nach etlichen Tagen an, er müste über Feld auf eine Hochzeit, lässt Mutter und Tochter sich recht schmücken, setzt sie auf einen Wagen, führet sie in die nechste Stadt, und überliefert sie dem Richter zur Straff. Del-Rio, 1. 2. Disquis. Mag. qu. 11.

Als jener Vatter in Schwaben sich höchlich beklagte, daß sein Korn wegen grosser Dürre wolte gar ersticken, und sprach: ach wenn wills einmal regnen? antwortet seine Tochter, ein Mägdlein von acht Jahren, so er bey sich hatte: wollt ihr, Vatter, einen Regen haben, den solt ihr bald bekommen. Der Vatter fragt, wo sie den herbekommen wolte? Sie antwortet: nicht allein einen grossen Regen, sondern auch Hagel, Donner und Ungewitter. Der Vatter fragt weiter, woher weist du das? Sie antwortet, meine Mutter hat mich das gelehret, aber ich must es niemand sagen. Der Vatter fragt, wie und auf was Weise hat sie es dich gelehret? Ei, sprach das Mägdlein, da ist ein Meister, wenn ich dem alle Stund ruffe, so kommt er, und thut was ich begehre. Als nun der Vatter weiter fragte, wer der Meister wäre, und ob sie ihn auch kennete? spricht sie, ich hab etliche Männer in der Mutter Haus gesehen, wenn ihr nicht daheim waret, die kamen offt zur Mutter,[450] denselben hat sie befohlen mich zu lehren.

Uber dieser Rede erschrack der Vatter und sprach zum Mägdlein: kanst du, so mache uns einen Regen. Das Mägdlein antwortete, wenn sie Wasser hätte, wolte sie das bald zuwegen bringen. Der Vatter führet sie an einen Bach, da hebet sie an ihres Meisters Namen, und durch sein Werck, spricht gewisse Wort, und braucht die gezeigte Ceremonien; da kommt ein solcher Regen über seinen Acker allein, daß es zu verwundern gewesen. Der Vatter begehret auch einen Hagel über seinen Acker allein, der kommt auch. Die Mutter, sein Ehweib, verklagt er, die wird gefangen und verbrannt.

Die teufflische Bestia hat sich befürchtet, ihr Kind möchte zu spat kommen, derwegen hat sie ihr das böse Gifft so zeitlich eingeflösset, weil sie dasselbe gern mit sich ins Feuer gebracht hätte. Aber der barmhertzige GOtt hat solches gnädiglich verhütet, und Gnade gegeben, daß sie durch Christliche Unterweisung dem Teuffel aus dem Rachen gerissen worden.

[434] In Dennemarck hat sichs begeben, daß man an einem Ort etliche Zauberinnen ausgeführet, dieselbige zu verbrennen, darunter auch eine kleine Dirne samt ihrer Mutter, die sie gar zeitlich hatte das Zaubern gelehret, solte verbrannt werden. Indem kommt eine Frau von Adel gefahren, erbarmet sich über die junge Dirne, bittet den Richter um ihr Leben, und erhält es auch. Nimmt sie auf den Wagen, fähret ihre Strasse, und spricht zu der Dirnen: was hat dich deine Mutter gelehret? Sie antwortet: Buttern ohne Rahm, Wind und Wetter machen, so ihr wollet, will ichs euch auch wol lehren. Wie sie es nun der Frauen gezeiget hatte, und die Frau vermerckte, daß sie wol zugenommen hatte in der Bosheit nach ihrem Alter, spricht sie zum Kutscher: kehre wieder um, und fahre den Weg, den ich kommen bin, ich habe in der Herberg etwas vergessen, eile und säume dich nicht.

Wie sie nun an den Gerichtplatz kommt, und das Volck noch beysammen findet, übergibt sie die Dirne wiederum dem Richter, mit Vermeldung, sie begehre ihrer nicht, sie habe so viel Böses in der kurzen Zeit von ihr gesehen, daß nichts besser sey, man werffe sie zur Mutter ins Feuer; welches auch geschehen. M. Meiger. 1. 2. Panurg. Lam. c. 4.

Im Lande zu Holstein hatte einer von Adel bey seinem Hause einen stattlichen Lustgarten zurichten lassen, mit sonderlichen grossen Unkosten, und weil er sonderliche Lust und Liebe trug den Garten zu erhalten, wandte er viel darauf. Es geschah aber jährlich, daß wenn dieser Garte in seiner schönsten Gestalt, lustig und grün daher prangte, auch sonsten kein unfreundliches Wetter, brennende Hitze, scharffer Ost[451] oder Nordwind vorhanden war, er dennoch im Sommer, in einer Nacht, so ungestalt ward, als wäre er von grosser Hitze verwelcket, oder sonst ein Feuer drüber gangen.

Welches freylich (schreibt erstgedachter M. Meiger.) nicht natürlich kan geschehen, sondern Zweiffels ohne muß es vom Teuffel durch Hexen und Zauberwerck zuwegen gebracht werden; weil es allein diesem Garten begegnet, und sonst keinem andern, auch die andern Früchte auf dem Feld umher unbeschädigt befunden worden.

Ein überaus schröcklich Wetter ist ohngefehr vor hundert und etlichen Jahren in Dennemarck im Oresundt von einer Edelfrauen angerichtet worden, welche einen Kübel mit Wasser in ihrem Keller hat füllen, und viel Becher drauf setzen [435] lassen, und angefangen in ihrem Kunstbuch zu lesen, ihre Magd offt in den Keller gesendet, zuzusehen, ob sich das Wasser im Kübel nicht beginne zu regen, und ihr Beschwören und Lesen so lang continuiret, bis die Magd gekommen, und angezeiget, die Becher wären gegen einander fast gestossen, und voneinander gefallen.

Eben zur selbigen Zeit hat eine Anzahl schöner Schiffe im Oresundt gelegen, wie das schädliche Wetter ist angegangen, welche sämtlich zu trümmern und untergangen sind, mit mercklichem Schaden kostbarer Güter, darmit sie beladen gewesen. Man hat auch sagen wollen, indem das schröckliche Wetter gegen die Nacht war angegangen, daß ein kleiner Bot durch die Schiffflott geschwind durchgelauffen, darinn man allein ein Feuer hätte gesehen, darauf stracks der Sturm wäre angangen. Idem l. 1. c. 12.

In Schonen hat ein namhaffter vornehmer und wolvermögender Mann gewohnet, auf denselben ist eine lose Vettel, eine Bettlerin, welcher er und seine Hausfrau viel Wolthat hatten erwiesen, geringer Schertzwort halber also erbittert worden, daß sie ihm mit ihrer Zauberey hefftig zugesetzet, also daß seine Wolfahrt, wie ers auch angefangen, den Krebsgang gewonnen, und sonderlich die See all sein Vermögen verschlungen hat; welche Hexe mit ihrer Gesellschafft endlich den verdienten Lohn bekommen, und verbrandt worden.

Vincentius Bellvacens. schreibet, daß die zu Constantinopel auf Rath eines Zauberers, ein Marienbild ins Meer geworffen, und sey darauf ein solch Ungewitter entstanden, daß dadurch der Sarracener Schiff-Armee zerstreuet worden.

Anno 1462 belägerte Ferdinandus, König zu Neapolis, die Stadt Marcos Marci vicus sonsten genant, so unten an einem Schloß am Drachenberg gelegen, und es mit denen von Anjou hielte; hielt auch mit der Belägerung so ernstlich an, daß sie aus Mangel Wassers den Ort[452] übergeben wolten, wenn nicht etliche gottlose Priester daselbst Regen verschafft hätten.

Denn es funden sich unter den Belägerten und Bürgern etliche, die bey finsterer Nacht durch deß Feindes Wachten, über die rauhe Felsen sich heimlich bis an das Gestadt gewaget, ein Crucifix mit sich schleiffend, daß sie zuvor mit gottslästerlichen Worten, Fluchen und höllischen Beschwörungen übel tractirt, ehe sie es in das Meer geworffen, und gewünscht, daß Himmel, Meer und Erd ein groß Ungewitter ankäme. [436] Und eben zu derselben Stund unterfiengen sich etliche gottlose Priester einer ungebürlichen Ubelthat, nur den gottlosen Künsten ihrer Soldaten zu willfahren, und führten einen Esel, den Regen zu erlangen, vor die Kirch, dem sie das Todenlied sangen, als läge er in den letzten Zügen: darauf stiessen sie ihm das H. Sacrament in den Rachen, sagten, er wäre dahin, und begruben ihn lebendig vor die Kirch.

Ein solch heiliges Werck war noch nicht gar vollendet, da fieng der Himmel an sich mit Wolcken zu überziehen, und das Meer von vielen Wellen und Winden zu braussen, also, daß es um den Mittag fast finster ward, ohne daß es sehr blitzete, und Himmel und Erde vom Donnern erbebeten: der Wind führte die ausgerissene Bäume hin und her, die Felsen zersprungen vom Hagel mit grossem Krachen, und fiel ein so grosser Regen, daß man nicht nur keine ledige Cisternen mehr fand, sondern daß auch die zusammenfliessende Regenbächlein Stein und anders herunter flössten. Also verlohr der König all seine Hoffnung die Stadt zu erobern, die er sonsten einig auf den Durst gesetzet hatte, hub die Belägerung auf, und zog davon. Die Buben wären wehrt gewesen, daß sie Gott mit Donner und Blitz zerschmettert hätte, ex Joh. Joviano Pontano T. 2. Oper. 1. 5. Belli Neapol.[453]

Quelle:
Pfitzer, Nikolaus: Das ärgerliche Leben und schreckliche Ende deß viel-berüchtigten Ertz- Schwartzkünstlers Johannis Fausti [...]. Tübingen 1880 [Nachdruck: Hildesheim, New York 1976], S. 442-454.
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Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

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Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

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