Flucht nach Toskana

[132] 1828.


Wie flog der Wagen leicht dahin,

Seit hinter mir der Apennin,

Seit jeder Pfad, auf dem er flog,

Ins Arnotal hinunterbog!

Olivenhaine rings herum,

Wo manches schöne Tuskulum,

Umgeben von Zypressen, stand,

Verhießen mir ein mildres Land,

Ein Volk, das immer fröhlich singt,

Und dessen Sprache süßer klingt.


Nie laßt mich wiedersehn, o nie

Die nebelreiche Lombardie,

Wo winterlich der Flüsse Qualm

Umdampft den dürren Stoppelhalm,

Und über ebne Flächen weit

Sich legt die dicke Feuchtigkeit!

Wie prächtig Mailand auch, wie groß,

Es liegt der Finsternis im Schoß,

Und seiner breiten Straßen Glanz,


Was frommt er ihm? Der Scala Tanz,

Den alten, marmorblanken Dom

Beneiden ihm Florenz und Rom;

Doch wo's so finster ist und kalt,

Welch quälerischer Aufenthalt!

Wer wollte nicht, um ihn zu fliehn,

Hoch über die Gebürge ziehn,

Hinab zur schönen Stadt gekehrt,

Die einst der Welt so viel gelehrt?


Du bist mir im Dezember Lenz,

Du milder Himmel von Florenz!

Paläste, grüne Haine ziert

Der Arno, welcher nie gefriert,

Und über ihm, so schön und breit,

Die Brücke der Dreifaltigkeit.

Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 132-133.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Ausgabe 1834)
Gedichte
Gedichte. Auswahl.
Wer wusste je das Leben?: Ausgewählte Gedichte
Die schönsten Liebesgedichte (insel taschenbuch)
Gedichte: Ausgabe 1834