24.

[380] Es scheint ein langes, ew'ges Ach zu wohnen

In diesen Lüften, die sich leise regen,

Aus jenen Hallen weht es mir entgegen,

Wo Scherz und Jubel sonst gepflegt zu thronen.
[380]

Venedig fiel, wiewohl 's getrotzt Äonen,

Das Rad des Glücks kann nichts zurückbewegen:

Öd ist der Hafen, wen'ge Schiffe legen

Sich an die schöne Riva der Sklavonen.


Wie hast du sonst, Venetia, geprahlet

Als stolzes Weib mit goldenen Gewändern,

So wie dich Paolo Veronese malet!


Nun steht ein Dichter an den Prachtgeländern

Der Riesentreppe staunend und bezahlet

Den Tränenzoll, der nichts vermag zu ändern!


Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 380-381.
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