22. Verdamme nicht:

[131] Was schlägst du viel durch deinen blinden bann/

Den/ der da nicht/ wie du wohl gleübest/ gleübet/

Den/ der da nicht/ wie du verbleibest/ bleibet/

In deinem wan? ein frommer Christe kan

Wol seelig seyn/ vnd steigen himmel-an/

Wann er schon nicht wie du wol schreibest/ schreibet/

Auch alles nicht/ wie du es treibest/ treibet.

Die that beweist einn rechten Christen-mann.

Was urtheilst du doch deines herren knecht?

Bedencke nur/ wer hat in allem recht/

Was er vermeint. Ein mensche kan wol irren/

Drümb rath' ich dir: verdamme den ja nicht/

Der Christum liebt. Wer weiss/ was dir gebricht?

Des Herren wort wird keinen nicht verwirren.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 131.
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