52. Trawre mit den trawrigen

[143] Wenn jeder trawrig ist/ so wil sich 's nicht gebühren/

Daß du dich lustig machst: dein süsser lautenklang/

Ist doch zu solcher zeit nichts denn ein ohren-stanck:

Wenn jederman den leib mit kleidern aus zu zieren

Für leid vergessen hat/ so stell' auch dein stoltzieren[143]

Vnd jubilieren ein: dein lieblicher gesang

Erjagt bey trawrigen dir weder lob noch danck:

Des nähsten schmertz vnnd leid sol auch dein hertze rühren.

Der Herr'/ eh denn er noch des Vaters reich empfieng

So bald er jemand sah'/ dem 's etwan übelgieng/

Des nam er sich bald an vnd klaget' jhn mit schmertzen.

Bist du nu Christi glied/ vnd liebest seine schmach/

So folg' auch deinem Herrn in diesem stücke nach/

Vnd nim des näh'sten leid vnd vngemach zu hertzen.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 143-144.
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