65. Lobe dich selber nicht:

[148] Ein weiser sieht auf lob/ bey lobwürdigen leuten/

Ein narr auf jederman/ vnd lobt jhn niemand nicht/

So lobet er sich selbst/ vnd hat's wol ausgerichtt/

Er macht mit falschem ruhm jhm frembdes lob zur beuten

Er darf wol/ gleübt man 's nicht/ mit macht da wider streiten/

Er meint ein jederman sey jhm als wie verpflichtt/

Zu sagen/ was er wil/ vnd nicht; was jhm gebricht.

Das eigne lob ist nichts/ man wird es übel deuten.

Lob ist der liebe leib/ lob ist der thorheit laub/

Lob ist des geistes geist/ lob ist tugend raub/

Lieb' ist des lobes leib/ der tugend lob bleibt oben

Vnd was von tugend kömmt. Drumb wer die tugend liebt/

Dem bleibet wol sein lob/ ob er's jhm schon nicht gibt.

Wer löblich leben liebt/ den übt ein lieblich loben.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 148.
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